Vollkasko bricht ein

Autofahrer sparen bei Kfz-Versicherungen

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Obwohl die Zahl der Neuzulassungen gestiegen ist, ist die Zahl der Vollkaskoversicherungen kräftig eingebrochen.

Die Wirtschaftskrise hat sich bei den österreichischen Autofahrern auch merkbar auf die Wahl des Versicherungsschutzes für ihr Kraftfahrzeug ausgewirkt. Trotz Rekordzahlen bei den Neuzulassungen im Jahr 2009 wurden deutlich weniger Vollkasko-Versicherungen abgeschlossen. Ihr Anteil an den gesamten Kfz-Haftpflichtversicherungen ging gegenüber 2008 um 38 % auf 16 % zurück. Das geht aus einer von der VAV Versicherung in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage unter 1.241 Kfz-Haltern hervor.

Es sei zu einer Verschiebung von Vollkasko zu Teilkasko und bloßer Haftpflichtversicherung gekommen, sagte VAV-Generaldirektor Norbert Griesmayr am Montag. Der Anteil von Teilkasko stieg gegenüber der Vergleichsbefragung im Herbst 2008 von 20 auf 21 %, nur Haftpflicht legte von 54 auf 63 % zu. Der Vollkasko-Anteil betrug 2008 noch 26 %.

Hohe Wechselbereitschaft

Gestiegen ist laut Umfrage auch die Wechselbereitschaft der Kunden. Gegenüber 2008 können sich um 30 % mehr Kunden vorstellen, in den nächsten sechs Monaten ihre Versicherung zu wechseln. Das Niveau liegt mit 13 % allerdings auf einem niedrigem Wert. Die jährliche Kündbarkeit der Verträge sei noch immer zu wenig bekannt, meinte Griesmayr. Am höchsten ist sie unter jenen Kunden, die ihr Auto bereits über zehn Jahre versichert haben und beim Autokauf.

Image ist Kunden egal

In erster Linie entscheiden sich die Autokäufer bei der Wahl einer Kfz-Versicherung nach dem günstigsten Preis (86 %), danach folgen die Schadensbearbeitung (78 %) und die Höhe des Selbstbehaltes beim Kasko. Das Image der Versicherung spielt eine sehr geringe Rolle, es ist nur für 25 % von Bedeutung.

Das Internet spielt für den Abschluss eines Kfz-Versicherungsvertrages noch eine sehr geringe Rolle, nur 1 bis 2 % aller Abschlüsse dürften über das Internet erfolgen, schätzt Griesmayr, bei der VAV seien es zwischen 3 und 4 %. Es spielt allerdings als Informationsmedium eine sehr wichtige Rolle. Dagegen habe das wachsende Maklernetz eine steigende Bedeutung, so Griesmayr.

Griesmayr ortet bei den Kfz-Versicherungskunden generell eine große Bereitschaft für differenzierte Tarife, auch nach regionalen Gesichtspunkten. Am ehesten wären die Versicherungsnehmer bereit, Kfz-Prämien durch umsichtiges Fahren, Vermeidung von Unfällen und damit verbundenen Reparaturkosten zu senken. 14 % können sich vorstellen, mit der Versicherung eine jährliche maximale Kilometer-Leistung zu vereinbaren, 13 % befürworten den Einbau von elektronischen Sicherungsgeräten wie Parksensor, Abstandswarner oder Einschlafkontrolle, wie sie in modernen Fahrzeugen schon vorhanden sind. Eine GPS-Überwachung würden nur 6 % akzeptieren, um damit Prämien zu sparen.

Autofahrer tendieren zu einer stark verzerrten Kostenwahrnehmung. Nur ein Drittel schätzt die Relation zwischen Anschaffungskosten und laufenden Ausgaben richtig ein. Während laut Statistik Austria im Schnitt 15 % der Haushaltskosten auf Kfz und Verkehr entfallen, halten 61 % der Autofahrer die Autokosten für eine der größten Kostenpositionen eines Haushalts. Eine auffallende Diskrepanz gibt es zwischen den geschätzten und tatsächlichen Kosten: Der Anteil von Versicherung und Reparaturen werde als hoch eingeschätzt, der Steueranteil dagegen als geringer. Laut Griesmayr macht aber der Anteil der unabhängigen motorbezogenen Versicherungssteuer je nach Kfz-Typ zwischen 60 und 80 % der Versicherungskosten aus. Auch die hohen Anschaffungskosten werden von den Konsumenten vernachlässigt: "Einmalige Belastungen werden im Gegensatz zu den laufenden Kosten abgehackt und ein sich aus ihnen ergebender Wertverlust verdrängt", so Griesmayr.

Klarer bewusst sind sich die Autofahrer dagegen hinsichtlich der steigenden Reparaturkosten. Alternative Reparaturmethoden wie das Heben von Dellen oder verharzen von Windschutzscheiben - anstatt eines Austausches - werden immer stärker akzeptiert. Auch die Schadensablöse nimmt signifikant zu und wird von den Versicherungen auch verstärkt angeboten.

Die Schadenshäufigkeit geht laut Griesmayr bereits seit mehreren Jahren zurück und habe sich in der Krise nicht extrem verstärkt. Dafür gebe es viele Gründe - Straßen, Autos und auch Fahrer seien besser geworden. Die Kfz-Versicherer hätten davon extrem profitiert und hätten diese Vorteile auch an ihre Kunden weitergegeben. Für die Versicherer sei es sehr wichtig, das Ende dieses Trend rechtzeitig zu erkennen, so Griesmayr, damit sie mit ihrer Preispolitik nicht ganz falsch zu liegen kommen.

Die VAV Versicherung ist eine Tochter der deutschen VHV-Versicherung mit Sitz in Hannover. Zu ihren Versicherungsschwerpunkten zählen unter anderem Kfz, Eigenheim und Rechtsschutz.

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