Mehr Belastungen

Bankensteuer: Jetzt zahlen wir!

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An Kunden weitergegeben: Kredite im Schnitt um 100 Euro teurer.

"Tendenziell zu sagen, es wird kein Euro von der Bankensteuer den Kunden treffen, halte ich eigentlich für utopisch.“ Mit diesen Worten brach der Chef der Raiffeisen Zentralbank (RZB), Walter Rothensteiner, einen Sturm der Entrüstung los.

Ab 2011 sollen Banken eine Abgabe über 500 Mio. Euro entrichten – die Großbanken zahlen dann 0,085 Prozent ihrer Bilanzsumme.

Dass jetzt, wie von vielen befürchtet, am Ende die Kunden die Rechnung bezahlen sollen, lässt vor allem die SPÖ schäumen. „Das ist unmoralisch und respektlos gegenüber dem Steuerzahler“, so SP-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas.

Kredite um bis zu 100 € teurer. Erste Berechnungen zeigen, dass die Steuer vor allem Kreditnehmern teuer kommt. „Ich fürchte, dass sich private Kredite verteuern könnten“, warnt Wifo-Bankexperte Franz Hahn.

„In Ungarn wurden Kredite nach Einführung der Bankensteuer um 0,75 Prozentpunkte teurer“, erklärt RZB-Sprecher Andreas Ecker-Nakamura dazu.

  • In Ungarn beträgt die Bankenabgabe 0,45 % der Bilanzsumme. Bei uns sind es vergleichsweise geringe 0,085 Prozent.
  • Bankexperten gehen davon aus, dass die Anhebung der Kreditzinsen in Österreich bis zu einem Viertel des ungarischen Prozentsatzes ausmachen wird. Das heißt: Die Kreditzinsen würden bei uns um bis zu 0,1875 % angehoben werden.
  • Bei einem durchschnittlichen Wohnkredit von 100.000 Euro mit 10,5 Jahren Laufzeit würde sich der Zinssatz damit von 3,8 % auf fast 4 % erhöhen.
  • Pro Monat wird der Kredit damit um 10 € teurer – im Jahr wären das mehr als 100 Euro Mehrkosten. Betroffen wären davon vor allem neue Kredite.

Steigen Kontogebühren?
Aber nicht nur bei Krediten werden die Kunden zum Handkuss kommen, sondern auch bei den Kontogebühren drohen höhere Kosten. Mahnspesen und Bareinzahlungsspesen könnten angehoben werden. Arbeiterkammer-Experte Christian Prantner: „Vor allem Nebengebühren, die nicht so im Fokus der Kunden stehen, sollte man im Auge behalten.“

Auch bei Wertpapiergeschäften drohen neue Belastungen für Kunden. Mit dem Regierungsentwurf würden auf den Bankensektor 250 Mio. Euro an EDV-Kosten zukommen, schätzt der RZB-Boss. Sollte der Staat diese Kosten nicht ersetzen, würde man sich das Geld von den Kunden zurückholen. Für Bank Austria-Chef Willibald Cernko ist die Abwälzung der Kosten auf die Kunden nur „eine von drei Stellschrauben, an denen gedreht werden kann“.

SPÖ droht
Falls es Anzeichen auf illegale Absprachen geben sollte, droht die SPÖ den Banken mit den Wettbewerbshütern. Die SPÖ fordert Bankkunden bereits auf, im Ernstfall mit einem Wechsel des Geldinstituts zu drohen.

Wifo-Experte Franz Hahn: "Bankensteuer trifft Kunden"

ÖSTERREICH: Wie können die Banken die Steuer auf die Kunden abwälzen?
Franz Hahn: Ich rechne damit, dass es zu Verteuerungen für Neukunden kommen wird. Das kann man in den verschiedenen Bankprodukten gut verteilen und verstecken. Es ist illusorisch zu glauben, dass Kreditnehmer durch diese Bankensteuer und die kommenden Basel-III-Bestimmungen (strengere Eigenkapitalvorschrifen, Anm.) nicht zusätzliche Belastungen zu erwarten haben.

ÖSTERREICH: Die Bankensteuer zahlen also die Kunden?
Hahn: Vermutlich zum Teil schon. Auch wenn es sich für den Einzelnen nicht um extreme Größenordnungen handeln wird.

ÖSTERREICH: Wen wird die Bankensteuer aus Ihrer Sicht besonders treffen?
Hahn: Ich fürchte, dass sich private Kredite verteuern könnten und auch schwerer zu bekommen sind. Das trifft vor allem Junge, die sich eine Existenz aufbauen, aber auch Jungunternehmer.

ÖSTERREICH: Wird nicht der Wettbewerb die Banken von Kostenerhöhungen abhalten?
Hahn: Der Wettbewerb unter den Banken ist nicht so wie etwa unter Bäckerläden. Man wechselt die Hausbank nicht so einfach wie seinen privaten Semmellieferanten.

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