Die Südtiroler Landesregierung sieht ein Ende des Bahn-Streits.
Die Entscheidung sorgte im Dezember des vergangenen Jahres für gehörige Aufregung: Die von den ÖBB und der Deutschen Bahn gemeinsam mit einer italienischen Privatbahn betriebenen Eurocity-Züge von München und Innsbruck nach Italien durften in Südtirol nicht halten. Die italienische Schienenverkehrs-Regulierungsbehörde URSF hatte Einwänden der italienischen Staatsbahn stattgegeben, die ihren Regionalverkehr durch die internationalen Schnellzüge behindert sah. Nach massiven politischen Interventionen durch das Land Südtirol setzte die römische Behörde das Verbot wenige Wochen später außer Kraft. Allerdings nur in Südtirol. In Vicenza, Padua und Venedig-Mestre dürfen die ÖBB-DB-Züge bis heute nicht halten, die Fahrgäste müssen auf einen - von der Bahn um teures Geld angemieteten - Bus umsteigen.
Streit beschäftigt Gerichte und EU-Kommission
Die deutsche und die österreichische Bahn fühlen sich von der italienischen Staatsbahn-Holding FS, konkret dem Infrastruktur-Betreiber RFI und der Personenverkehrs-Gesellschaft Trenitalia, schikaniert und in ihrem Recht auf freien Wettbewerb behindert. Vor italienischen Behörden und Gerichten laufen deshalb mehrere Verfahren. Und auch die EU-Kommission prüft eine entsprechende Beschwerde.
Südtiroler Landesrat sieht Ende des Streits
Nun sind die Streitparteien aber offenbar bereit, das Kriegsbeil zu begraben und in Zukunft besser zusammenzuarbeiten. Dies berichtete am Donnerstag der Südtiroler Verkehrslandesrat Thomas Widmann (SVP). Eine definitive Aufhebung des von der italienischen Schienen-Aufsichtsbehörde URSF verhängten "Halteverbotes" bedeutet das freilich noch nicht. Und auch Einzelheiten der neuen deutsch-österreichisch-italienischen Bahn-Kooperation sind noch nicht bekannt. Ein möglicher Hintergrund der angekündigten Einigung könnte sein, dass der italienische Kooperationspartner von ÖBB und DB, die Mailänder Privatbahn Le Nord, vor Kurzem de facto in der Staatsbahn Trenitalia aufgegangen ist.
ÖBB und Trenitalia seit Jahren im Dauerstreit
Eisenbahnexperten sehen die nun angekündigte Zusammenarbeit zwischen DB, ÖBB und Trenitalia allerdings mehr als skeptisch: Die ehemaligen Staats-Monopolisten liegen nämlich seit Jahren im Dauerclinch. Wegen der immer schlechter werdenden Zusammenarbeit mit Trenitalia und zahlreicher Fahrgastbeschwerden über verdreckte und verspätete Züge entschlossen sich ÖBB und DB Ende 2009, die Züge von München über Innsbruck nach Italien mit Hilfe des damaligen Trenitalia-Konkurrenten Le Nord in Eigenregie zu übernehmen.
Probleme auch auf der Strecke Wien - Venedig
Dem Streit zwischen ÖBB und Trenitalia ist Ende 2009 auch die letzte Eurocity-Direktverbindung von Wien nach Italien zum Opfer gefallen. Die ÖBB fahren seither mit Intercity-Bussen von Klagenfurt nach Udine und Venedig - nicht unbedingt zum Vorteil der Fahrgäste: Während die zur Hauptreisezeit oft tagelang ausgebuchten ÖBB-Busse auf der Autobahn im Urlauber-Stau stecken, liegt die mit Milliardenaufwand gebaute Hochleistungs-Bahnstrecke durch das italienische Kanaltal so gut wie brach. Neben dem Güterverkehr fahren nur noch einige wenige Regional- und Nachtzüge auf der sündteuren Schienen-Rennstrecke. Und auch über diesen Nachtzügen, die von Wien nach Venedig und Rom bzw. Mailand fahren, schwebt schon seit längerer Zeit das Damoklesschwert der Einstellung.
Ab Dezember wieder Züge zwischen Kärnten und Italien
Nun gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Bahnstrecke durchs Kanaltal: Ab dem kommenden Dezember sollen wieder durchgehende Züge von Klagenfurt und Villach nach Udine fahren. Das Land Kärnten und die Region Friaul-Julisch-Venetien haben gemeinsam Regionalzüge bestellt. In Österreich sollen die ÖBB die Züge führen, in Italien fehlt allerdings noch ein Betreiber. Die Staatsbahn Trenitalia soll dem Vernehmen nach bereits abgelehnt haben.