Brüssel plant neues Mikrofinanzierungsinstrument
02.07.2009
Die EU-Kommission hat ein neues Mikrofinanzierungsinstrument vorgeschlagen, mit dem vor allem Kleinunternehmern und Arbeitslose, die ihr eigenes Unternehmen gründen wollen, Kredite zur Verfügung gestellt werden sollen. Das neue Instrument sei vor allem für jene Personen vorgesehen, die besonders von der Wirtschaftskrise betroffen seien, sagte der EU-Kommissar für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten, Vladimir Spidla, in Brüssel.
Als Beispiele nannte Spidla Taxi- oder Lkw-Fahrer und Friseure, die ihr eigenes Unternehmen gründen wollen. Das neue Instrument, das im nächsten Jahr zum Einsatz kommen soll, solle auch Jugendliche unterstützen, die noch kein gutes Rating bei Banken hätten. Zunächst stünden insgesamt Mittel in Höhe von 100 Mio. Euro bereit, die in Zusammenarbeit mit internationalen Finanzeinrichtungen, vor allem der EIB-Gruppe (Europäische Investitionsbank), auf mehr als 500 Mio. Euro aufgestockt werden sollen. "Mehr und mehr Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz und wir müssen schnell handeln, damit das neue Werkzeug zur Verfügung steht", betonte Spidla.
Die Wirtschaftskrise wird laut dem EU-Kommissar heuer 3,5 Millionen Menschen in der EU arbeitslos machen. Die Finanzkrise habe dazu geführt, dass Menschen, die ein Unternehmen gründen oder erweitern wollen, keine Kredite mehr aufnehmen könnten. Spidla: "Angesichts der aktuellen Rezession wollen wir arbeitslosen Menschen einen Neuanfang ermöglichen, indem wir den Zugang zu Krediten für die Unternehmens-Gründung und -erweiterung vereinfachen. Darüber hinaus möchten wir kleinen Unternehmen dabei helfen, sich trotz der Krise weiterzuentwickeln, und so dazu beitragen, dass neue Arbeitsplätze entstehen können".
Bei Kleinstkrediten in der EU geht es um Beträge bis 25.000 Euro. Sie sind auf Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten sowie auf Arbeitslose oder Nichterwerbstätige zugeschnitten, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagen wollen, aber keinen Zugang zu den klassischen Bankleistungen haben. Laut EU-Kommission handelt es sich bei 99 Prozent der Unternehmensgründungen in Europa um Kleinst- oder Kleinunternehmen; hinter einem Drittel dieser Gründungen würden Arbeitslose stehen. Der Vorschlag der Kommission muss noch vom EU-Ministerrat (Beschlussfassung mit qualifizierter Mehrheit) und vom Europäischen Parlament angenommen werden.