Im Kampf gegen eine drohende Kreditklemme hat der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) den Kauf von Firmenanleihen durch die Bundesbank ins Gespräch gebracht. Mit einem solchen Schritt könnten Notenbanken die Geschäftsbanken umgehen und Unternehmen direkt mit der nötigen Liquidität versorgen.
Eine solche Möglichkeit habe es bisher in der Bundesrepublik nicht gegeben, betonte Steinbrück in der "Frankfurter Rundschau". "Bundesbank und Realwirtschaft würden so in ein direktes Verhältnis eintreten, was neu wäre." Die angespannte Lage an den Kreditmärkten erfordere derart unkonventionelle Maßnahmen. Die letzte Entscheidung aber müsse die Bundesbank selbst treffen.
Die Bundesbank sieht derzeit keinen Bedarf für solche Schritte. Nur bei einer Funktionsstörung des Bankensystems müssten die Notenbanken über das Vorgehen neu nachdenken, etwa über den Ankauf von Unternehmensanleihen, hieß es kürzlich. Wirtschaftsminister Karl- Theodor zu Guttenberg (CSU) forderte von den Banken mehr Transparenz und mahnte bei Schritten für eine bessere Unternehmensfinanzierung "ein hohes Maß an Vernunft" an. Aber dazu sei nicht nur die Regierung aufgerufen, sondern auch Banken, die für Vertrauen sorgen müssten.
Keine flächendeckende Kreditklemme
Es besteht Übereinstimmung, dass es in Deutschland derzeit keine flächendeckende Kreditklemme gibt, sondern allenfalls Engpässe in einzelnen Bereichen sowie bei längerfristigen Finanzierungen. "Wir müssen die Gefahr einer Kreditklemme im zweiten Halbjahr ernst nehmen, sehr ernst", sagte Steinbrück. Auch Guttenberg sagte, es sei "mit dem ein oder anderen schwierigen Moment" zu rechnen. Bund und Länder stimmten darin überein, dass früh gegengesteuert werden müsse.
Die staatliche KfW Bankengruppe sieht deutliche Anzeichen für eine Kreditklemme bei langfristigen Finanzierungen. "Der Markt ist vollständig versiegt, wir brauchen mehr langfristige Finanzierungen", sagte KfW-Vorstandschef Ulrich Schröder. Er habe erhebliche Sorgen, dass alle Unternehmen von einer Kreditklemme getroffen werden könnten, die kleinere Beträge mit langen Laufzeiten nachfragten, etwa für Käufe von Immobilien oder Anlagegütern. Hingegen seien die Konditionen im kurzfristigen Bereich günstig.
Ähnlich äußerte sich Guttenberg, der von einer "gespaltenen" Lage sprach. Bei Krediten mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren sei es derzeit vergleichsweise positiv. "Über drei Jahre hinaus ist es äußerst schwierig." Zwangsmaßnahmen seien aber abzulehnen. Hier gebe es auch rechtliche Barrieren.
Bankengipfel geplant
Bei einem Treffen Anfang September wollen die Spitzen der deutschen Wirtschaft und Banken nun laut einem Pressebericht mit der deutschen Bundesregierung über die Probleme bei der Kreditversorgung an Unternehmen sprechen. An dem Treffen, zu dem DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann für den 1. September eingeladen habe, solle neben Steinbrück erstmals auch KfW-Chef Schröder teilnehmen, berichtet das "Handelsblatt" mit Berufung auf Regierungs-und Verbandskreise. Diskutiert werden solle unter anderem, ob die staatliche KfW Bankengruppe zur Bewältigung der Finanzkrise eine noch stärkere Rolle und zusätzliche Aufgaben übernehmen kann.
Zu dem Treffen sind der Zeitung zufolge auch die Spitzen des Bundesverbands deutscher Banken, des Sparkassen- und Giroverbands, des Bundesverbands der Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), des Handwerkverbands, des Maschinenbauverbands und des Einzelhandels eingeladen. Auch Unternehmer würden an dem Gespräch teilnehmen, hieß es beim DIHK.