Die Kehrseite der Medaille ist steigende Inflation.
China hat die Weltwirtschaftskrise deutlich schneller und besser als andere Volkswirtschaften überstanden. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation wuchs im vergangenen Jahr um 10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Direktor des Statistikamtes, Ma Jiantang, lobte am Donnerstag in Peking den Aufschwung, warnte aber vor steigender Inflation. Trotz der guten Konjunkturdaten fielen Chinas Aktienmärkte um rund drei Prozent, da Investoren wegen des Inflationsdrucks eine Erhöhung der Zinsen erwarten.
Hu Jintao kauft bei USA-Besuch kräftig ein
Chinas Präsident Hu Jintao ließ sich bei seinem Besuch in Washington keineswegs die Einkaufslaune verderben: Es wurden Geschäftsabschlüsse im Wert von rund 45 Mrd. US-Dollar (33,4 Mrd. Euro) getätigt - darunter der Kauf von 200 Boeing-Flugzeugen für 19 Mrd. Dollar.
Nach der globalen Krise habe China den Aufschwung "konsolidiert und angekurbelt", sagte Statistikdirektor Ma Jiantang in Peking. Die Wirtschaft laufe insgesamt gut. "Das Land ist in einer entscheidenden Phase, den Aufschwung in stabiles Wachstum umzuwandeln." Das globale Wachstum nannte Ma Jiantang aber "unausgewogen und unkoordiniert".
Inflation so hoch, wie seit über zwei Jahren nicht mehr
Doch auch China hat seine Probleme: Im Dezember legten die Verbraucherpreise um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Im November waren es 5,1 Prozent, so viel wie seit 28 Monaten nicht mehr. Für das ganze Jahr wurden 3,3 Prozent Inflation errechnet. Besonders Nahrungsmittel wurden teurer, und zwar um 7,2 Prozent. Die Erzeugerpreise stiegen um 5,5 Prozent.
Dank des Konjunkturprogramms und einer massiven Ausweitung der Kreditvergabe war Chinas Wirtschaft 2009 um 9,2 Prozent gewachsen. Im ersten und zweiten Quartal 2010 wurden 11,9 und 10,3 Prozent verzeichnet, im dritten 9,6 Prozent. Im vierten Quartal beschleunigte sich das Wachstum dann noch einmal auf 9,8 Prozent.
Deutschland profitiert von Chinas Aufschwung
Nach einer Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) profitiert kein anderes Industrieland auf der Welt so vom Wirtschaftsboom in China wie Deutschland. "Wächst die Volksrepublik in hohem Tempo, importiert sie aus Deutschland mehr Produkte als aus anderen Ländern", sagte Rolf Langhammer, Autor der Studie und IfW- Vizepräsident, der Tageszeitung "Die Welt" (Freitag-Ausgabe). Ein Grund sei, dass deutsche Unternehmen besser in internationale Wertschöpfungsketten eingebunden seien, da sie selbst weniger Produktteile herstellten. Zudem seien sie mit Direktinvestitionen besonders präsent in China und haben sich rascher an die veränderten Nachfragenstrukturen im Reich der Mitte angepasst.
Geldpolitik wird vorsichtiger
Aus Angst vor Überhitzung und Inflation will die chinesische Regierung in diesem Jahr die Liquidität verringern. Im Dezember wechselte die Geldpolitik von "relativ locker" auf "vorsichtig". So wird in diesem Jahr ein geringeres Wachstum erwartet.
Als Zeichen für den Zuwachs der heimischen Nachfrage legten die Einzelhandelsumsätze um 18,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Die Jahreseinkommen der Stadtbewohner sind - nach Abzug der Preissteigerungen - um 7,8 Prozent auf 19 109 Yuan pro Kopf gestiegen, umgerechnet sind das 2.154 Euro. Auf dem Lande wurde ein Zuwachs von 10,9 Prozent auf 5.919 Yuan (666 Euro) errechnet.
Der Zuwachs des Anlage-Investitionen verlangsamte sich um 6,2 Punkte auf 23,8 Prozent. Die neuen Investitionen im überhitzten Immobilienmarkt stiegen um 33,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 4,8 Bill. Yuan, umgerechnet 540 Mrd. Euro.