Skyling-Debakel

Der geheime Airport-Deal

16.12.2010

Der neue Vorstand. So lief die Sitzung.

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© REUTERS/Niesner, TZ ÖSTERREICH/Hausler
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Wie Aufsichtsratschef Christoph Herbst den Machtwechsel am Flughafen durchsetzte, was seine Pläne für die künftige Strategie sind.

Am Flughafen Wien hat sich der Wind ­gedreht. Aufsichtsratschef Christoph Herbst, einem ­Vertrauten von NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll (V), ist es in einem spektakulären Coup gelungen, einen Neustart nach dem Skylink-Skandal durchzusetzen. 14 Stunden wurde im Aufsichtsrat am Mittwoch um eine Ablöse der Vorstände Herbert Kaufmann (S), Gerhard Schmid (S) und Ernest Gabmann (V) gerungen – dann war klar: Kaufmann tritt mit Jahresende ab, Schmid und Gabmann müssen Ende 2011 auch gehen. Herbst selbst übernimmt mit Jänner den Vorstandsvorsitz. Die Einigung mit Kaufmann soll eine Sache von einer halben Stunde gewesen sein – mit den ­anderen dauerte es länger. Schlüsselfigur für den Polit-Deal war Schmid. Wenn der, wie im Sinne der Kontinuität gefordert, bleibe, müsse auch Gabmann bleiben – darum soll sich das Ringen der Aufsichtsräte hauptsächlich gedreht haben.

Ausschreibung
Anwalt Herbst will nur interimistisch, für ein Jahr, Flughafen-Chef sein und dann ins Kontrollgremium zurückkehren. 2011 sollen zwei Vorstandsmandate international ausgeschrieben werden. An der Aufsichtsratsspitze lässt sich Herbst, der sein Mandat hier ruhend stellt, von seinem Vize Karl Samstag vertreten.

Wichtig sei es, am Flughafen Kosten zu sparen, sagt Herbst. „Da ist das Vertrauen in letzter Zeit erschüttert worden.“ Gelungen ist ihm bereits, bei den Abfertigungen zu sparen. Statt mit einem früher kolportierten Millionenbetrag geht Kaufmann mit 350.000 Euro und einem Konsulentenvertrag. Dem Vernehmen nach wird er zudem Aufsichtsratschef am Flughafen Malta und Kosice sowie Aufsichtsrat in Friedrichshafen.
 

Herbert Kaufmann über den unfreiwilligen Abgang:

ÖSTERREICH: Herr Kaufmann, Sie gehen als Einziger der drei Vorstände sofort – sehen Sie sich als Politopfer?
Herbert Kaufmann: Ich habe den Flughafen elf Jahre lang geführt, das Unternehmen ist stark und erzielt hohe Gewinne und schafft Arbeitsplätze. In der aktuellen Situation ist trotzdem eine Neuaufstellung notwendig. Das wollte ich ermöglichen, und deshalb habe ich der einvernehmlichen Lösung meines Vertrags zugestimmt.

ÖSTERREICH: Warum ist dieser Neustart notwendig?
Kaufmann: Weil in diesem Zustand ständigen Skandalisierens kein ernsthaftes Arbeiten für das Unternehmen möglich ist, also ist eine Neuaufstellung das Beste.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zur Nachfolgeregelung?
Kaufmann: Ich finde es sehr gut, dass Christoph Herbst die Vorstandsfunktion übernimmt. Ich bin sicher, dass er den guten Weg, auf dem der Flughafen ist, fortsetzen kann und in der Lage ist, die zugegeben tiefe Delle Skylink geradezubiegen. Wir haben Skylink ja bereits wieder auf Schiene gebracht, der Bau wird weniger als die zuletzt budgetierten 830 Mio. Euro kosten, braucht kein Steuergeld und ist wirtschaftlich positiv zu führen.

ÖSTERREICH: Warum hat es eigentlich 14 Stunden gedauert, bis die Entscheidung im Aufsichtsrat gefallen ist?
Kaufmann: Es ging auch um die grundsätzliche weitere Ausrichtung der Firma. Und die Vorstandsveränderungen – das braucht eben Zeit.

ÖSTERREICH: Im Vorfeld war von Millionenansprüchen aus den Vorstandsverträgen die Rede. Jetzt verzichten Sie auf viel. Warum?
Kaufmann: Es geht darum, den Flughafen in ruhigeres Fahrwasser zu bringen, daher habe ich einem Kompromiss zugestimmt, der deutlich unter den zuerst kolportieren Beträgen liegt.

ÖSTERREICH: Sie werden aber weiter als Konsulent für den Flughafen tätig sein?
Kaufmann: Ja.

ÖSTERREICH: Werden Sie beruflich noch anderes machen?
Kaufmann: Ja natürlich. Die Pension werde ich jetzt nicht antreten, dafür bin ich noch zu jung.

ÖSTERREICH: Was war Ihr größter Erfolg am Airport?
Kaufmann: Dass wir trotz Krise und AUA-Problem ein Rekordergebnis nach dem anderen erzielt und uns als DER Airport Richtung Osteuropa etabliert haben.

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