Laut dem "Handelsblatt" sollen sich die Stahlkonzerne seit 1998 beim Verkauf von Autoblechen abgesprochen haben.
Ermittlungen über ein mögliches Autostahl-Kartell könnten für die betroffenen Stahlkonzerne teure Folgen haben. Sollte sich der Verdacht erhärten, drohen Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe, wie das "Handelsblatt" (Mittwoch) berichtete. Durch das Kartell habe die deutsche Autoindustrie möglicherweise seit über einem Jahrzehnt zu viel beim Stahleinkauf bezahlt. Neben den Schadenersatzforderungen drohten zusätzlich auch hohe Bußgelder.
Insidern zufolge habe es Absprachen zwischen Mitarbeitern der Konzerne ThyssenKrupp, der österreichischen voestalpine und ArcelorMittal bereits seit dem Jahr 1998 gegeben haben, hieß es. Diese Jahreszahl sei auch in einer entsprechenden Anzeige vermerkt, die anonym beim deutschen Kartellamt eingereicht worden ist. Die Behörde hatte Ende Februar Büros und Privaträume von Mitarbeitern der drei Konzerne durchsucht und umfangreiche Unterlagen beschlagnahmt.
Keine Stellungnahmen
Die betroffenen Unternehmen verwiesen am Mittwoch auf Anfrage auf die noch laufenden Untersuchungen und wollten zu Einzelheiten keine Stellung nehmen. Kartellverstöße würden in den Konzernen in keiner Weise geduldet, an der Aufklärung der Vorwürfe werde intensiv gearbeitet, hieß es. Auch ein Sprecher des deutschen Kartellamts wollte zu den noch laufenden Untersuchungen keine Stellung nehmen.
Allein ThyssenKrupp erzielt im europäischen Stahlgeschäft ein Drittel des jährlichen Umsatz von 11 Mrd. Euro mit der Automobilindustrie. Zu den wichtigsten Kunden zählen Daimler, Volkswagen, Ford und General Motors mit seiner deutschen Tochter Opel.
Bereits in der Vergangenheit war ThyssenKrupp in zahlreiche Kartelle verstrickt - nach unerlaubten Absprachen bei Rolltreppen hatte zuletzt ein Schienenkartell. Neben ThyssenKrupp soll auch voestalpine in das Schienenkartell verwickelt gewesen sein.
Bußgelder
Mitte Juni 2012 hatte das Kartellamt gegen die Schienenhersteller Bußgelder in Höhe von 124 Mio. Euro verhängt. In den Jahren 2001 bis 2011 hatten die Unternehmen illegal Quoten und Preise für Schienenlieferungen an die Deutsche Bahn abgesprochen. voestalpine, ebenfalls Mitglied des Kartells, brachte den Fall als Kronzeuge ins Rollen und kam deshalb beim Kartellamt mit einer glimpflichen Strafe davon. Der Löwenanteil der Strafe entfiel auf ThyssenKrupp mit gut 100 Mio. Euro. Zusätzlich drohen hohe Schadenersatzanspruche