Jeder zahlt 192 €
EU-Versager kosten uns 22 Milliarden
07.04.2011
Jetzt schlüpft auch Problem-Kind Portugal unter den EU-Rettungsschirm.
Nach Griechenland und Irland braucht jetzt auch Portugal Milliarden an Hilfsgeldern, um nicht in die Pleite zu schlittern. Bis zu 90 Milliarden Euro wird das ärmste Land Westeuropas benötigen, spekulieren Fachleute und Medien. Die erste Rate soll bereits im Mai überwiesen werden.
Regierungschef José Socrates bezeichnete die verzweifelte Rettungsmaßnahme als „unvermeidbar“. Er ist eigentlich bereits zurück getreten, weil er sein dringend benötigtes Sparpaket nicht durchbrachte, führt aber noch bis zu den Wahlen im Juni die Geschäfte.
Milliardenkosten für Österreich und die EU
So abstrakt die Geldsritzen für Portugal auch sind, heruntergebrochen auf den einzelnen Österreicher machen sie doch eine erhebliche Summe aus. Das Portugal-Hilfspaket wird 192 Euro pro Person kosten. Rechnet man die 200 Euro für Griechenland hinzu und die Kosten für die Irland-Haftungen muss jeder Österreich mit rund 600 Euro für die EU-Schuldenkaiser geradestehen. Da nur Erwerbstätige tatsächlich zahlen und Kinder, sowie Pensionisten ausgenommen sind, bleibe über 1.000 Euro pro Person unter dem Schlussstrich. Hinzu kommen die 2,2 Milliarden Euro, die Österreich in 5 Tranchen in den neue Euro-Schutzschirm einzahlen muss.
Spanien nächster Kandidat für den Rettungsschirm
Die Krise in Portugal ist auch eine Gefahr für den ganzen Euro-Raum. Die nächsten Kandidaten für den Rettungsschirm sind Spanien und Italien. „Damit könnte der Euro-Raum auseinander brechen“, warnt Wirtschaftsexperte Ulrich Schuh (siehe Interview). Spanien schließt Hilfszahlungen zwar noch dezidiert aus, doch selbst Griechenland hat Rettungsmaßnahmen zunächst vehement abgelehnt und dann 110 Milliarden Euro kassiert.
Die Finanzmisere der schwächelnden Länder im Süden der EU sind auch Thema beim heutigen Ecofin-Gipfel der EU-Finanzminister in Ungarn. Staatssekretär Reinhold Lopatka wird den erkrankten Josef Pröll vertreten.
"Auf Dauer nicht durchzuhalten"
ÖSTERREICH: Ein Land nach dem anderen schlüpft unter den Rettungsschirm. Wie lange kann das noch gut gehen?
Ulrich Schuh: Portugal ist im Rahmen des Rettungsschirms zu bewältigen. Aber: Der Rettungsschirm kann nur eine Überbrückungshilfe sein. Auf Dauer sind solche Zahlungen nicht durchzuhalten.
ÖSTERREICH: Es wanken aber noch mehr Lände wie Spanien zum Beispiel.
Schuh: Die EU kann kein großes Land retten. Bei Spanien sind die Sorgenfalten schon sehr tief. Italien, das auch gefährdet ist, kann ich mir unter dem Rettungsschirm nicht mehr vorstellen.
ÖSTERREICH: Wie geht es dem Euro mit all den Hilfszahlungen?
Schuh: Der Euro bewährt sich derzeit erstaunlich gut. Aber die Stimmung kann blitzartig kippen. Wenn es in Europa zu noch größeren Schwierigkeiten kommt, ist auch der Euro gefährdet.
ÖSTERREICH: Sehen wir unser Geld je wieder?
Schuh: Die Gefahr groß, dass das Geld nicht mehr zurück kommt, wenn sich die Schwierigkeiten noch ausweiten
(knd)