Griechischer Finanzminister geht: Spanien unter Rettungsschirm, auch Zypern pleite.
Es sollen die schönsten Wochen des Jahres werden. Aber wegen der Euro-Krise und Revolutionen in Nordafrika könnten die Sommerferien heuer auch zum Fiasko zu werden. ÖSTERREICH schildert, was in den wichtigsten Urlaubsdestinationen unbedingt zu beachten wäre:
Griechenland
Kein anderes Land in Europa kämpft derzeit so heftig gegen den Staatsbankrott wie Griechenland. Schon in den letzten Wochen gab es Demos und Generalstreiks, die den Flug- und auch den Fährverkehr lahmlegten. „Gerade bei Verzögerungen des Fährverkehrs kann es dann für Urlauber auf kleineren Inseln zu Versorgungsproblemen kommen“, erklärt Tourismusforscher Peter Zellmann im Gespräch mit ÖSTERREICH. Zugleich sind soziale Unruhen längst nicht mehr auszuschließen. Schon jetzt ist jeder zweite junge Grieche arbeitslos, werden 250.000 Menschen von der Kirche ausgespeist. Auch ein Problem in Griechenland: Etliche ausländische Stromhändler haben ihre Lieferungen in das Urlaubsland wegen unbezahlter Rechnungen einfach eingestellt. Stromausfälle sind zu erwarten. Und auch wer in Griechenland shoppen will, könnte ein Problem haben: Rund ein Drittel der Geschäfte in Athen haben schon geschlossen.
Ein Ende des Chaos ist nicht abzusehen. Besonders prekär: Die in der Vorwoche angetretene neue Regierung ist krank. Finanzminister Rapanos legte nach einem Zusammenbruch vor der Angelobung sein Amt zurück (siehe rechts), auch Premier Samaras ist noch rekonvaleszent.
Spanien
Am Montag suchte Madrid um eine 62-Milliarden-Hilfe für seine maroden Banken an. Touristiker raten: Auch hier sollte man mehr Bargeld einstecken als sonst. Besonders in der Hauptstadt sollte man Massenprotesten ausweichen. Sie könnten gewalttätig werden. Aber während bei den Griechen die Tourismuszahlen einbrechen, ist Spanien immer noch gut gebucht.
Italien
Die Staatsverschuldung wächst ebenso wie die Arbeitslosigkeit. Die Wahrscheinlichkeit von gewalttätigen Demonstrationen ist aber (noch) geringer als in anderen südlichen Ländern. Achtgeben müssen Urlauber besonders beim Tanken: Nirgends sonst ist Super so teuer wie hier. Erst Ende Mai wurde die Mineralölsteuer erneut erhöht.
Zypern
Das Mittelmeerland stellte am Montag einen Hilfsantrag für den Rettungsschirm. Die Ratingagentur Fitch hatte Zypern zuvor auf Ramschniveau herabgestuft.
Portugal
Gehört seit Jahren zu einem der beliebtesten Urlaubsziele, aber auch hier gibt’s Troubles. Das Außenministerium warnt vor Taschendiebstählen in „Öffis“ und Autoeinbrüchen. Sogar von „Carjacking“ – bewaffnetem Autodiebstahl – wird immer häufiger berichtet.
Neue Griechen-Regierung zu krank
Die neue Regierung in Athen ist zu krank, um die Krise zu bewältigen.
Angesichts der in der Vorwoche präsentierten neuen griechischen Regierung hatte man in Brüssel geargwöhnt, das Team von Premier Antonis Samaras sei schon gesundheitlich gar nicht in der Lage, die Krise zu meistern.
Die Befürchtungen haben sich schneller als erwartet bewahrheitet. Finanzminister Vassilis Rapanos, Hoffnungsträger der neuen Regierung, trat am Montagaus Gesundheitsgründen zurück. Rapanos war am Freitag wenige Stunden vor seiner Angelobung kollabiert und ins Spital gebracht worden. Am Montag zog er die Konsequenzen und ging. Auch Premier Samaras ist nach seiner Netzhaut-Operation noch rekonvaleszent. Er hat zwar das Spital verlassen, darf aber nicht fliegen.
Damit ist keiner der beiden am EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag. Die Troika, die Finanzkontrolleure von EU, IWF und EZB, hat ihren Besuch in Athen wegen der Krankheit der Regierungsspitze abgesagt. Damit sind alle Hoffnungen auf einen raschen Kassasturz geplatzt.