Ex-Chef der EU-Kommission wirft Deutschland "Härte und Unvernunft" vor.
Der italienische Ex-Premier und frühere Chef der EU-Kommission, Romano Prodi, kritisiert Deutschland wegen seines Verhaltens in der Eurokrise. "Die deutsche Politik ist oft von einer außerordentlichen Härte und Unvernünftigkeit", meinte Prodi bei einem Wirtschaftsseminar in seiner Heimatstadt Bologna am Donnerstag.
"Der Euro ist gefährdet, doch der Zusammenbruch der gemeinsamen Währung liegt nicht in Deutschlands Interesse, da das Land in Europa viel exportiert. Deutschland muss zumindest auf seine Interessen achten, wenn es nicht Weisheit zeigen will. Hier spielen wir wirklich mit dem Feuer. Bundeskanzlerin (Angela) Merkel ändert nichts an ihrer Linie, sie lässt keine Form der Zusammenarbeit zu, sie will keine Mittel, die das Problem lösen würden. Sie ist nur mit Mühe in letzter Minute dem Euro-Rettungsschirms EFSF beigetreten", meinte Prodi.
Merkel habe in der Griechenland-Krise viel Zeit verloren. "Man hätte alles rasch lösen können, doch die Griechenland-Krise ist in eine Tragödie entartet. Seitdem hat man mit Verspätung Maßnahmen ergriffen, die unter dem Notwendigen liegen", so Prodi.
Europas Problem sei, dass es zutiefst gespalten sei. "Europa findet in sich nicht die Reaktionsfähigkeit, auch wenn es sich um die größte Wirtschaftskraft der Welt handelt", sagte Prodi. Er sprach sich für die Einführung von Eurobonds aus, für die die Europäische Zentralbank (EZB) bürgen müsse.