Bis zu 80 Milliarden Euro
Europa zittert um Irlands Banken
16.11.2010
EZB und IWF sollen den maroden irischen Instituten zu Hilfe eilen.
Der irische Ministerpräsident Brian Cowen will um 18.00 MEZ (17.00 Uhr GMT) eine Erklärung zur wirtschaftlichen Situation seines Landes im Parlament in Dublin abgeben. Dies meldete die Zeitung "Irish Times" in ihrer Online-Ausgabe. Ein Sprecher des irischen Parlaments bestätigte den Termin nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters.
IWF und EZB sollen Irlands Banken retten
Die Erklärung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Euro-Finanzminister über die irische Schuldenkrise reden wollen. Die EU und der Internationale Währungsfonds verhandeln mit dem hoch verschuldeten Irland über eine Rettung seines Bankensektors. Die EU arbeite gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und den irischen Regierungsstellen daran, die "ernsten Probleme" im irischen Bankensektor zu lösen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn vor dem Treffen der Euro-Finanzminister am Dienstag in Brüssel. "Ich erwarte, dass die Eurogruppe dieses Ziel unterstützt."
"Das ist keine Frage des Überlebens für den Euro. Das ist eine Frage von sehr ernsten Problemen des Bankensektors von Irland", fügte er hinzu. Zuvor hatte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy von einer "Überlebenskrise" der Eurozone gesprochen, die auch zum Zerfall der EU führen könnte.
Besorgnis über irische Banken
Der belgische EU-Ratsvorsitzende Finanzminister Didier Reynders gab sich vor Beginn der Sitzung der Euro-Gruppe zurückhaltend. "Zuerst werden wir uns unsere Kollegen von Irland, Griechenland und Portugal anhören." Erst dann könne man sehen, ob es Notwendigkeiten gebe, aktiv zu werden.
Natürlich gebe es einige Besorgnis über die Situation in Irland. Es gehe um den Bankensektor. "Aber ich wiederhole, für eine Intervention brauchen wir eine Anfrage. Ohne klares Ansuchen" gebe es keine Handlungen.
Pröll will Rettungsschirm für Irland
Finanzminister Josef Pröll will beim Treffen der Euro-Finanzminister Irland dazu bringen, den europäischen Rettungsschirm in Anspruch zu nehmen. Das in finanzielle Turbulenzen geratene Land lehnte es bisher ab, einen Antrag auf Unterstützung aus dem 750 Mrd. Euro schweren Hilfsfonds von EU und IWF zu stellen. Pröll hofft, dass die EU-Finanzminister ihren irischen Kollegen noch umstimmen können.
Wenn die Unruhe anhalte, bestehe "Ansteckungsgefahr", warnte Pröll im Pressefoyer nach dem Ministerrat. Aus der Griechenland-Krise habe sich gezeigt, dass man rechtzeitig handeln müsse. Die Euro-Länder würden daher auf Klarheit und Sicherheit pochen. Der Rettungsschirm sei daher für Irland offen, so Pröll. Der Finanzminister bezeichnete es gleichzeitig als paradox, dass die anderen Länder Irland dazu drängen müssen, Hilfe anzunehmen. Man könne das Land nicht zwingen, werde aber mit dem irischen Kollegen reden.
Bis zu 80 Milliarden Euro
Vor Beginn der Sitzung der Euro-Gruppe am späteren Dienstagnachmittag zeichnet sich ab, dass ein Antrag Irlands auf Schutz unter den Euro-Rettungsschirm unmittelbar bevorstehen könnte. In EU-Kreisen wird die Situation des Landes als "extrem ernst" eingestuft. Die kolportierten Hilfsgelder würden sich in einer Höhe bis zu 80 Milliarden Euro bewegen, hieß es in EU-Kreisen.