Nach dem EnBW-Absprung vervielfachte sich der Handel mit EVN-Aktien.
Der börsenotierte niederösterreichische Versorger EVN will "so rasch wie möglich" die geplante Kapitalerhöhung nachholen, die kurzfristig geplatzt war, nachdem sich die deutsche EnBW diese Woche überraschend entschieden hat, ihre 35,7 % an der EVN weiter zu behalten. Dazu war ja eine gemeinsame Transaktion am Markt geplant gewesen, doch war dem EnBW-Aufsichtsrat, insbesondere dem französischen EnBW-Großaktionär Electricite de France (EdF), ein Preis von 10,50 Euro je Aktie - am unteren Ende des Preisbandes - zu wenig, sagte EVN-Chef Burkhard Hofer am Freitag auf der Gewinn-Messe.
Aktienhandel vervielfacht
EnBW wollte sich auf rund 9 % EVN-Anteil zurückziehen, also sich von rund einem Viertel des nö. Versorgers trennen, sagte Hofer. Der Free-float bei den EVN-Titeln hätte sich zusammen mit der Kapitalerhöhung auf etwa 35 bis 40 Prozent erhöhen können. Dessen ungeachtet ist seit dem - vorübergehenden - Platzen der Kapitalerhöhung der Handel in EVN-Aktien kräftig in Schwung gekommen, die Umsätze waren am Donnerstag und auch am Freitag extrem hoch. Am Donnerstag legte die Aktie kräftig knapp 8 % auf 12 Euro zu, offenbar auch weil sich "short" gegangene Spekulanten eindecken mussten, "etwa Hedge-Fonds, die ein Geschäft gewittert haben", wie Hofer sagte. 1,8 Mio. Stück wurden am Donnerstag gehandelt, normalerweise 40.000 bis 50.000 Stück. Die EVN-Aktien notierte heute vormittag mit 11,81 Euro um 1,67 % unter Vortagesschluss.
EVN will höheren Preis
Ob im Lichte des zuletzt angesprungen Aktienkurses nun für die EVN beim zweiten Anlauf für die Emission ein höherer Ausgabepreis zu erzielen sein könnte? "Unser Bemühen geht sicher in Richtung eines höheren Preises", sagte Hofer am Rande der Messe zur APA. Andererseits habe sich "aber auch schon ein gewisser Preis am Markt gebildet" beim ersten Versuch. Dabei wollte die EVN bis zu 16,4 Mio. Jungaktien
begeben.
EnBW-Absprung "enttäuschend"
Die Zeichnung der vorgesehenen gemeinsamen Traktion aus EnBW-Paket und EVN-Kapitalerhöhung sei sehr erfolgreich gewesen, sagte Hofer am Freitag weiter: "Wir haben eine Nachfrage von insgesamt 1,2 Mrd. Euro zustande gebracht." Dass EnBW dann abgesprungen ist, sei "enttäuschend", und man bedaure dies. Insgesamt hätte die Transaktion rund 700 Mio. Euro schwer sein sollen. So bald wie möglich wolle man die Kapitalerhöhung nun allein durchziehen, von den angepeilten rund 200 Mio. Euro Erlös muss die Hälfte vom 51-Prozent-Eigentümer Land Niederösterreich kommen, der Rest vom Publikum.
Umweltgeschäft soll künftig ein Drittel ausmachen
Mit den 200 Mio. Euro Emissionserlös wolle man in der EVN insgesamt Investitionen im Ausmaß von 800 Mio. Euro auslösen, auch mit Hilfe anderer Finanzierungen, vornehmlich im Bereich Erneuerbare Energien, etwa Wind- und Wasserkraft. Heute liege die EVN bei 30 Prozent Anteil der Renewables, Ziel sei es, 50 Prozent der gesamten Erzeugung aus Erneuerbaren zu bestreiten. "Enorm erfolgreich" werde man künftig auch mit dem Umweltgeschäft sein, heute trage es 10 bis 15 Prozent zum Ertrag bei - künftig werde es ein Drittel sein, allein mit den derzeit in der Pipeline befindlichen Projekten.
Bei der Verschuldung habe man "immer auf eine finanzielle Stabilität Wert gelegt". Beim Gearing wolle man nicht über 75 Prozent kommen, derzeit liege man bei 45 Prozent, 1,5 Mrd. Euro Bruttoschulden, "wir haben das nicht überzogen".