Milliarden abgezogen

EZB verunsichert die Finanzbranche

29.06.2010

Die Europäische Zentralbank (EZB) zieht an diesem Donnerstag einen beispiellosen dreistelligen Milliardenbetrag vom Markt ab - bemüht sich aber, die Finanzbranche zu beruhigen.

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"Die EZB wird sicherstellen, dass es keine Probleme gibt", sagte EZB-Ratsmitglied Christian Noyer am Dienstag dem Radiosender "Europe 1".

Bei dem Einjahresgeschäft hatten sich im Juni 2009 mehr als 1.100 Institute den Rekordwert von 442 Mrd. Euro bei der EZB ausgeliehen. Nun wird die Summe fällig. Damit wird der europäischen Finanzbranche Liquidität in gigantischem Umfang entzogen, während das Misstrauen unter den Banken weiter groß ist.

Damit die Kreditversorgung nicht zum Erliegen kommt, leiht die EZB den Instituten weiterhin zum Zins von 1,0 Prozent Geld - allerdings nur noch mit maximal drei Monaten Laufzeit. Längere Fristen schließt die Notenbank derzeit aus, um flexibel zu bleiben und den Markt nicht zu verzerren.

Die kürzere Laufzeit könnte den Druck auf die Banken allerdings erhöhen, andere Liquiditätsquellen zu suchen. Damit gilt die Nachfrage nach dem neuen Drei-Monats-Geschäft als Gradmesser für die Gesundheit der Finanzbranche im Euroraum. "Die Banken, die an dieser Tenderoperation teilnehmen, würden preisgeben, dass ihnen der Marktzugang sehr schwer fällt", erklärte UniCredit-Experte Luca Cazzulani. Denn die Refinanzierung sei derzeit über die EZB teurer als am Markt.

Die "Financial Times" berichtete am Dienstag, dass insbesondere spanische Banken von der Notenbank die Neuauflage eines Einjahresgeschäfts verlangten, um neue Liquiditätsprobleme zu vermeiden. Das Blatt zitiert einen spanischen Bankenmanager, der die Position der EZB als "absurd" bezeichnet: "Jede Zentralbank muss Liquidität zur Verfügung stellen. Aber das ist nicht die Politik der EZB." Spaniens Banken haben es derzeit besonders schwer, sich am Markt zu refinanzieren. Insbesondere die spanischen Sparkassen leiden unter dem zusammengebrochenen Immobilienmarkt.

Die EZB und andere Notenbanken hatten die Märkte in der Finanzkrise mehrfach mit Geld geflutet, weil der Geldhandel zwischen den Banken wegen des gegenseitigen Misstrauens in der Finanzkrise zeitweise zum Erliegen gekommen war. Eine drohende Kreditklemme sollte verhindert werden.

Ende 2009 erklärten die Währungshüter den Höhepunkt der Finanzkrise für überwunden und beschlossen, die expansive Politik zurückzufahren und nicht weiter unbegrenzt Liquidität über den langen Zeitraum von einem Jahr zur Verfügung zu stellen.

Seither spitzte sich die Lage jedoch wegen der Schuldenkrise in Griechenland und anderen europäischen Länder wieder zu. Für die Banken auch in Spanien und Portugal wurde es zunehmend schwieriger, sich am Markt Liquidität zu besorgen.

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