Fed-Chef nimmt Angst vor frühzeitigen Zinserhöhungen

25.02.2010

Nach der jüngsten Verteuerung von Notkrediten hat Fed-Chef Ben Bernanke den Finanzmärkten die Sorge vor raschen Zinserhöhungen genommen. Die Fed gehe weiter davon aus, dass das wirtschaftliche Umfeld "noch längere Zeit außerordentlich niedrige Zinsen" erfordere, sagte der US-Notenbank-Präsident vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses.

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Zugleich signalisierte der Fed-Chef jedoch, dass die Politik des billigen Geldes bei einer nachhaltigen Gesundung der noch immer lahmenden US-Wirtschaft ein Ende haben werde. "Die Federal Reserve wird irgendwann damit beginnen müssen, die Geldpolitik zu straffen, um Inflationsdruck abzuwenden", sagte Bernanke.

US-Leitzins wird nicht vor Herbst anziehen

Der Zielsatz für Tagesgeld (Fed Funds Rate) steht aktuell bei 0 bis 0,25 % und damit so niedrig wie noch nie zuvor. Experten gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen erst im 3. Quartal um einen Viertelprozentpunkt anheben wird. Die Aussicht auf weiterhin niedrige US-Leitzinsen drückte den Dollar etwas. Der Euro stieg im Gegenzug auf bis zu 1,3595 Dollar und lag damit fast einen US-Cent über seinem Vortagesschluss in New York.

Die US-Notenbank hatte vorige Woche bei der Geldversorgung der Banken die Zügel angezogen und den Zinssatz für Übernachtdarlehen von 0,5 auf 0,75 % heraufgesetzt, womit Notkredite für die Finanzinstitute teurer werden. Bernanke hatte die Erhöhung des sogenannten Diskontsatzes zwar kürzlich angekündigt, der frühe Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung seit Ausbruch der Krise im Jahr 2007 war aber unerwartet. Er hatte bei Marktteilnehmern Sorgen ausgelöst, die Fed könne früher als erwartet an der Zinsschraube drehen.

Bernanke begründete die Diskontsatzerhöhung nun mit der erklärten Absicht der Notenbank, die Finanzinstitute von den Nothilfen der Zentralbank zu entwöhnen und sie zu ermutigen, sich bei Privatinstituten die benötigten Mittel zu besorgen. Die Fed hatte wie andere Notenbanken auch in der Krise ihre Zinsen massiv gesenkt und zusätzlich Unmengen an Wertpapieren angekauft, um die Bankenbilanzen zu entlasten und die Wirtschaft zu unterstützen.

"Schwacher Arbeitsmarkt"

Bernanke, der als Notenbankchef per Mandat für Geldwertstabilität und Vollbeschäftigung sorgen soll, beurteilt die Lage am Arbeitsmarkt trotz jüngster Lichtblicke als "recht schwach". Der Fed-Chef verwies auf die Arbeitslosenquote von fast 10 % und relativ wenig offenen Stellen. Auch die die wachsende Zahl von Langzeitarbeitslosen bereite Sorge: "Mehr als 40 % der Arbeitslosen sind sechs Monate oder länger ohne Job - das ist fast doppelt so viel wie vor einem Jahr", sagte der Fed-Chef. Die Wirtschaftskrise hat bereits 8,4 Mio. Amerikaner ihren Arbeitsplatz gekostet. Auch zu Jahresbeginn hat sich der Jobabbau fortgesetzt.

An der Preisfront herrscht nach Einschätzung Bernankes jedoch derzeit Ruhe, insbesondere auch weil der Ölpreis in den vergangene Monaten nachgegeben habe: "Die meisten Indikatoren deuten daraufhin, dass die Inflation wahrscheinlich noch einige Zeit gedämpft bleiben wird."

US-Senat verabschiedet Gesetz zur Schaffung von Jobs

Das Gesetzespaket sieht Steuererleichterungen für Unternehmen vor, die Arbeitslose einstellen und verlängert die Finanzierung von Straßenbau-Projekten. Insgesamt sollen damit 15 Mrd. Dollar zur Verfügung gestellt werden. Diese Kosten sollen hereingeholt werden durch die Verfolgung von Steuerbetrügern, die Schwarzgeld im Ausland versteckt haben.

Das Gesetzespaket wurde mit 70:28 Stimmen angenommen und dem Repräsentantenhaus zugeleitet. Wenn es diese Kongresskammer schnell passiert, könnte Präsident Barack Obama es schon bald in Kraft setzen. Die Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit hat sich Obama als Hauptaufgabe des Jahres gestellt. Der Rückgang bei der Beschäftigung belastet auch den Konsum, der etwa zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht.

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