Die Krise des Landes ist aber längst noch nicht ausgestanden.
Die Finanzmärkte haben beruhigt auf das Vertrauensvotum des griechischen Parlamentes für Ministerpräsident Giorgos Papandreou reagiert. Nach zuletzt nervösen Tagen kehrte am Mittwoch Gelassenheit ein. An den Devisen-, Anleihen- und Aktienmärkten zeigten sich nach teilweise turbulenten Vortagen im Mittagshandel kaum Kursbewegungen. Doch damit ist die Krise in dem Land, das seit Monaten am Rande der Pleite steht und am Tropf von EU und IWF hängt, längst nicht ausgestanden.
Vertrauensvotuim war nur erste Hürde
Das Votum sei nur die erste Hürde auf dem Weg zur Rettung des Eurozonen-Landes, betonten Händler. Bereits in der kommenden Woche könnte eine weitere Abstimmung über das neue Sparpaket die Unsicherheit an den Finanzmärkten wieder schüren.
Auch Analysten der Commerzbank bezeichneten die Abstimmung über das nächste milliardenschwere griechische Sparpaket - am 28. oder am 30. Juni - als das wichtigere Votum: "Die griechische Schuldenkrise bleibt damit ein unterschwellig belastender Faktor. Noch ist die Kuh nicht vom Eis." Nach Einschätzung von Experten hatten die Investoren erwartet, dass das Parlament in Athen Papandreou das Vertrauen ausspricht.
Insgesamt bleibt die Zukunft des Landes aber offen, das ohne zusätzliche Hilfen schon im Juli in die Pleite schlittern könnte. Während sich der ehemalige Linke-Chef Oskar Lafontaine für einen Schuldenerlass für Griechenland aussprach, warnten Ökonomen eindringlich vor den Risiken einer Umschuldung.
Warnung vor Umschuldung
"Die Gefahr ist wirklich nicht gering, dass eine Umschuldung jetzt andere Länder mit in den Abgrund reißen würde", sagte Stefan Gerlach vom Frankfurter Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS) der dpa: "Das wäre nicht gut, das muss man vermeiden." Bei einer Umschuldung würden die Investoren ihr Geld sofort aus Irland, Portugal, Spanien und vielleicht noch weiteren Ländern abziehen.
Diese Auffassung teilt David Kohl, Chefökonom des Bankhauses Julius Bär: "Vor allem aus ordnungspolitischer Sicht ist der Sparkurs einer Umschuldung klar vorzuziehen." Im Falle einer Umschuldung drohe sich die wirtschaftliche und fiskalische Lage Griechenlands nur noch weiter zu verschlechtern, sagte Kohl der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
DAX stagnierte
Am Tag nach dem mit Spannung erwarteten Votum trat der deutsche Leitindex DAX weitgehend auf der Stelle. Marktanalyst Wolfgang Duwe von der Bremer Landesbank sagte, der Markt habe mit kräftigen Kursgewinnen vom Vortag schon sehr viel vorweg genommen. Zudem sei mit dem Rückhalt im Parlament noch nicht sonderlich viel erreicht.
Wenig Bewegung zeigte sich auch bei den Kursen der unmittelbar von der Abstimmung betroffenen Staatsanleihen Griechenlands. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen hielt sich mit einem Minus von 0,09 Prozentpunkten nahezu unverändert bei 16,198 Prozent.
Auch die Staatsanleihen der ebenfalls hoch verschuldeten Euroländer Portugal und Irland reagierten kaum auf die Abstimmung im Athener Parlament. Portugiesische Papiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren legten 0,15 Prozent zu auf 10,747 Prozent und die Papiere aus Irland 0,27 Prozent auf 11,202 Prozent.
Praktisch unberührt von den Neuigkeiten aus Athen zeigte sich der Euro. Im Mittagshandel kostet die Gemeinschaftswährung 1,4402 US-Dollar und damit etwa so viel wie vor der Abstimmung am Vorabend. Ein Dollar kostete zuletzt 0,6942 Euro. Es sei bemerkenswert, dass der Euro nicht von der erfolgreichen Vertrauensfrage profitieren konnte, befand die Commerzbank.