Frankreich streitet über Prämien für Banker
06.08.2009Prämien in Milliardenhöhe mitten in einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen aller Zeiten? Nach kräftigen Finanzhilfen des Staates? Und dann auch noch für Investmentbanker - diejenigen, die als ein Auslöser des Übels an den Finanzmärkten gelten? Der Aufschrei der Empörung in Frankreich ließ nicht lange auf sich warten.
Nach Enthüllungen einer Tageszeitung über geplante Boni bei einer Großbank ist erneut eine heftige Debatte über Prämienzahlungen im Bankgewerbe entbrannt. "Es hat sich nichts geändert", schimpfen Gewerkschafter und verweisen auf die jüngsten Selbstverpflichtungen der Banken zur Zurückhaltung. "Ein echter Skandal", protestiert die Opposition aus der politischen Sommerpause heraus.
Die französische Großbank BNP Paribas musste nach einem Bericht der linken Tagezeitung "Liberation" einräumen, eine Milliarde Euro für Bonuszahlungen an ihre 17.000 Händler zurückgelegt zu haben. Über die tatsächliche Höhe werde erst Ende des Jahres entschieden, bemühte sich das Institut zu beschwichtigen. Dies interessierte die Kritiker allerdings nicht.
Empört erinnern sie an die rund fünf Mrd. Euro, die der europäische Branchenriese als Krisenhilfe vom französischen Staat erhielt. Ohne dieses Geld hätte BNP Paribas niemals so gute Zahlen vorlegen können, meint die Kleinanlegervereinigung "SOS Petits Porteurs" mit Blick auf den jüngsten Quartalsgewinn in Höhe von 1,6 Mrd. Euro. Bevor die Bank Prämien verteile, solle sie erst einmal die Staatsgelder zurückzahlen.
Auch Sozialisten-Chefin Martine Aubry stimmt ein. Obwohl die Krise weit von ihrem Ende entfernt sei, schlichen sich bereits wieder Praktiken ein, die sie mitverursacht hätten, wettert sie. Als sich die Diskussion weiter hochschaukelte, reagiert auch die Regierung. Bereits am 7. August sollen die Bankenchefs in Paris antreten und sich rechtfertigen. Vermutlich ein eher symbolischer Akt: "Es ist an der Banque de France zu sagen, ob BNP Paribas die Regeln respektiert", erläutert Industrieminister Christian Estrosi.
Die Banken bemühen sich unterdessen um Schadensbegrenzung. "Wir halten uns peinlich genau an die Regeln der G-20", verteidigt sich BNP Paribas mit Blick auf das Treffen der 20 stärksten Industrienationen in London im Frühjahr. Man verteile zudem im Vergleich zu anderen Banken einen geringeren Anteil an den Gewinnen als Bonus.
"Es muss zwischen einem guten Banker und einem schlechten Banker unterschieden werden", sagte ein ehemaligen Beschäftigter von J.P. Morgan der Zeitung "Liberation". Ohne Prämienzahlungen gehe es einfach nicht.
Und dann sind da auch noch die Zahlen: Für die guten Bankergebnisse der vergangenen Monate haben vor allem die vielkritisierten Investmentbanker gesorgt. Bei der BNP Paribas trugen sie allein sieben Mrd. Euro zum Ergebnis im ersten Halbjahr bei.
In der Schusslinie steht neben der BNP auch die Societe Generale (SG). "Wir schauen uns das Verhalten der Händler an und nicht nur die Ergebnisse", kommentierte SG-Chef Frederic Oudea erst kürzlich. Zur Höhe möglicher Prämien wollte er sich nicht äußern. Noch immer denken viele Franzosen an Jerome Kerviel, wenn sie den Namen der Bank hören. Der Aktienhändler hatte der SG mit 4,9 Mrd. Euro den größten Spekulationsverlust aller Zeiten beigebracht.
Von Ansgar Haase/dpa