21,1 Prozent weniger Gehalt bekommen Frauen im Vergleich zu Männern.
In der österreichischen Privatwirtschaft verdienen unselbstständig beschäftigte Männer um 26,7 Prozent mehr als Frauen. Während der typische Bruttostundenlohn - Medianwert ohne Mehr- und Überstunden - für Männer im Jahr 2010 bei 13,99 Euro lag, verdienten Frauen 11,04 Euro pro Stunde, geht aus der aktuellen Verdienststrukturerhebung der Statistik Austria für das Jahr 2010 hervor. Bei der letzten Erhebung für das Jahr 2006 lagen die Männer mit 12,57 Euro noch um 29,5 Prozent vor den Frauen, die auf 9,71 Euro kamen. Die Verdienstlücke verkleinerte sich also um 2,8 Prozentpunkte.
Anders betrachtet verdienten Frauen um 21,1 Prozent weniger als Männer, die Lücke verkleinerte sich so gesehen um 1,6 Prozentpunkte. In den vier Jahren zwischen 2006 und 2010 sind die Bruttolöhne für Frauen um 13,7 Prozent, jene für Männer um 11,3 Prozent gestiegen.
Vor allem in den Altersgruppen ab 30 Jahren bleiben die Verdienste der Frauen deutlich hinter jenen der Männer zurück. Mit zunehmenden Alter steigen zwar generell die Verdienste, bei Frauen allerdings nicht so stark wie bei Männern. Während 20- bis 29-jährige Frauen im Mittel 10,00 Euro und damit um rund 15 Prozent weniger verdienten als Männer in dieser Altersgruppe (11,70 Euro), lagen die Verdienste der Frauen im Alter von 50 bis 59 Jahren bei 11,45 Euro und somit um 28 Prozent unter jenen der Männer mit 15,95 Euro.
Sowohl für Männer als auch für Frauen steigen die Verdienste auch nach dem Senioritätsprinzip, also mit der Dauer der Zugehörigkeit zum Unternehmen. Im Vergleich zu Beschäftigten mit einer Unternehmenszugehörigkeit von unter einem Jahr verdienten Beschäftigte mit 10 bis 19 Jahren um 45 Prozent mehr und Beschäftigte mit 30 und mehr Jahren fast das Doppelte (96 Prozent). Bei Frauen mit langer Unternehmenszugehörigkeit war der Anstieg stärker als bei Männern, sodass sich die Verdienste von Frauen und Männern mit zunehmender Dauer annähern. Es erreichten jedoch nur rund 2 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer eine Zugehörigkeit zum Unternehmen von 30 und mehr Jahren.
In Summe lagen die mittleren Bruttoverdienste der unselbstständig Beschäftigten in der Privatwirtschaft im Jahr 2010 bei 12,79 Euro. Im Produzierenden Bereich waren die Verdienste mit 13,98 Euro traditionell höher als im Dienstleistungsbereich mit 12,01 Euro.
Starke Unterschiede zeigen sich zwischen den einzelnen Branchen: Am höchsten waren die Verdienste in der Energieversorgung (21,33 Euro), im Bereich Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (18,86 Euro) und im Bereich Information und Kommunikation (18,55 Euro). Die niedrigsten Bruttostundenverdienste wurden in der Beherbergung und Gastronomie (7,89 Euro) gezahlt.
Nach Berufsgruppen lagen die Verdienste von Führungskräften mit 27,32 Euro erwartungsgemäß an der Spitze, gefolgt von Beschäftigten in akademischen Berufen mit 19,48 Euro, Fachkräften in technischen und gleichrangigen nichttechnischen Berufen mit 16,72 Euro sowie Bürokräften und verwandten Berufen mit 13,31 Euro. Personen in Handwerks- und verwandten Berufen verdienten 13,16 Euro, Beschäftigte in Dienstleistungsberufen sowie Verkäuferinnen und Verkäufer 9,76 Euro, Hilfsarbeitskräfte 9,12 Euro brutto pro Stunde.
Einen eindeutig positiven Einfluss auf die Höhe der Verdienste hat die Ausbildung: Während Beschäftigte mit höchstens Pflichtschulabschluss 9,67 Euro brutto pro Stunde verdienten, lagen die mittleren Verdienste von Personen mit einem Lehrabschluss mit 12,42 Euro um rund 28 Prozent darüber. Beschäftigte mit BHS-Matura verdienten mit 15,18 Euro um rund 22 Prozent mehr als Absolventinnen und Absolventen einer Lehre. Der Abschluss einer Universität oder Fachhochschule brachte mit 20,45 Euro im Mittel ein Plus von 35 Prozent gegenüber einem BHS-Abschluss.
Die Ergebnisse der Verdienststrukturerhebung 2010 repräsentieren insgesamt rund 2,2 Millionen unselbstständig Beschäftigte. Im Rahmen einer Stichprobenerhebung wurden Daten von rund 200.000 Beschäftigten bei 11.160 Unternehmen erhoben. Erfasst wurden Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten. Nicht erfasst wurden die Sektoren "Land- und Forstwirtschaft, Fischerei" und "Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung".