Dijsselbloem bekundet Bereitschaft für mehr Hilfen.
Der Jobmarkt im rezessionsgeplagten Griechenland hangelt sich von einem Rekordhoch zum nächsten: Die Arbeitslosenquote in dem Euro-Land stieg im April auf 26,9 Prozent von 26,8 Prozent im Vormonat, wie das Statistikamt Elstat am Donnerstag mitteilte. Dies ist der höchste Stand seit Beginn der Datenveröffentlichung 2006 und mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt der Eurozone von 12,2 Prozent im Mai.
"Entscheidend ist die Tatsache, dass fast zwei von drei Leuten seit über zwölf Monaten ohne Job sind", sagte Ökonom Angelos Tsakanikas vom IOBE-Institut mit Blick auf die besonders problematische Lage der Langzeitarbeitslosen. Seit Beginn der Krise 2009 hat sich die Quote verdreifacht, zwischen 700 und 1.000 Griechen verloren nach Elstat-Schätzungen jeden Tag ihren Job. Besonders stark trifft es junge Menschen. Die Arbeitslosenquote der 15- bis 24-Jährigen sank zwar im April leicht um 0,8 Punkte auf 57,5 Prozent, bleibt damit aber immer noch auf extrem hohen Niveau.
Dijsselbloem bekundet Bereitschaft für mehr Hilfen
Der Chef der Euro-Gruppe, Jeroen Dijsselbloem, hat die Bereitschaft der Euro-Partner zu Finanzhilfen für Griechenland über 2014 hinaus bekundet. Dijsselbloem sagte der "Süddeutschen Zeitung" vom Donnerstag: "Wir sind bereit zu weiteren Hilfen." Allerdings signalisierte der Niederländer, dass er weder in einem neuen Schuldenschnitt noch in der rückwirkenden Verbuchung von bereits geflossenen Hilfen an griechische Banken auf den Euro-Schutzfonds ESM realistische Hilfsinstrumente sieht.
Das Unterstützungsprogramm von IWF und Euro-Partnern für Griechenland läuft Ende 2014 aus. "Nächstes Jahr im April werden wir prüfen, wo wir stehen", kündigte Dijsselbloem an. "Wir werden im April entscheiden, was zu tun ist." Es sei falsch zu glauben, dass der IWF bereits mit einem weiteren Schuldenschnitt rechne. Dass Griechenland selbst einen solchen Schritt begrüßen würde, sei klar. "Ein Schuldenerlass wäre kein überzeugender Start", urteilte er.
Dijsselbloem zufolge ist theoretisch möglich, schon geflossene Hilfen an Griechenland für die Banken rückwirkend auf den Euro-Schutzfonds ESM umzubuchen. Das würde die Schuldenlast des Landes verringern. "Die Regeln dafür sind verabschiedet", sagte er. "Ich sehe aber derzeit nicht die nötige politische Unterstützung aus den Mitgliedsstaaten, einen solchen Beschluss zu fassen". Das gelte nicht nur für den Fall Griechenland, sondern allgemein.
Griechenland hat es gerade erst geschafft, die Freigabe einer Tranche von 6,8 Mrd. Euro aus dem bestehenden Hilfsprogramm seiner internationalen Geldgeber zu erreichen. Die Lage des Euro-Krisenlandes Portugal sieht Dijsselbloem wieder etwas kritischer nach den jüngsten Turbulenzen. "Es ist zu früh, um sagen zu können, dass Portugal das (Hilfs-)Programm beenden kann", sagte er. Dieses Hilfsprogramm endet im April 2014. "Irland hat derzeit eine stärkere Perspektive als Portugal, das Programm verlassen zu können", ergänzte er.
Verbot von Leerverkäufen soll vorzeitig enden
Griechenland will das Verbot für Leerverkäufe von Bank-Aktien nach Informationen eines Insiders vorzeitig aufheben. Die Regelung solle noch vor Ende des Monats abgeschafft werden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag aus Kreisen der griechischen Wertpapieraufsicht. Das Verbot läuft ohnehin Ende Juli aus.
Im Laufe des Tages gebe es in der Behörde ein Treffen zu dem Thema, auf dem über eine vorzeitige Beendigung beraten werde, sagte der Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Das Verbot sollte während der Rekapitalisierung der griechischen Banken Investoren schützen. Diese gilt seit vergangenem Monat als abgeschlossen.
Bei Leerverkäufen wetten Investoren mit geliehenen Aktien auf fallende Kurse. Die Papiere werden am Markt abgestoßen und später wieder zurückgekauft. Sind die Kurse tatsächlich gefallen, machen die Anleger einen Gewinn. In Krisenzeiten verstärken solche Leerverkäufe den Absturz einzelner Aktien oder ganzer Märkte.