Demonstrationen

Griechen schimpfen uns Nazis

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Das Land braucht nicht weitere 60 Milliarden Euro, sondern über 100.

Die Stimmung am Peloponnes ist am Kippen. Die Hellenen sind sauer auf ihre Politiker, bespucken sie, bewerfen sie mit Steinen. Ihr Zorn über den Sparkurs richtet sich jetzt auch gegen die EU - vor allem gegen die Deutschen, die auf harte Einschnitte beharren. Am Sonntag demonstrierten 30.000 vor dem Parlament. Höhepunkt: Die Aktivisten, die seit 12 Tagen auf die Straße gehen, basteln Transparente mit EU-Flagge und Hakenkreuz. Die Polizei griff nicht ein.

Die Griechen stöhnen unter den brutalen Sparmaßnahmen, können sich ihr Leben nicht mehr leisten. l Die Arbeitslosigkeit beträgt 15 % (bei Jungen 40 %). l Allein in Piräus schlossen im Vorjahr 300 Shops. l Die Löhne sanken um 7,9 %. l Die Hälfte aller Schulen (von 1.800 auf 900 Schulen) muss dichtmachen. l Die Mehrwertsteuer stieg von 19 auf 23 %.l Die Wirtschaft ist am Kollabieren: Die Griechen kauften in den letzten 12 Monaten um 50 %weniger Autos und konsumierten um ein Sechstel weniger.

Alles verkaufen
Bis 2015 wollen die Griechen durch den Ausverkauf des Familiensilbers wie Staatsbetrieben, Inseln und Co. 50 Milliarden Euro auftreiben. Aber: "Ist das alles umsonst", fragen sich viele Griechen? Denn trotz dieser tiefen Einschnitte macht Griechenland noch immer massiv Schulden (siehe oben). 329 Milliarden Euro betrug das Defizit 2010. "Griechenland hat eine Schuldenlast von 160 %des Bruttoinlandsproduktes -also doppelt so viel wie Österreich", analysiert Ex-Grüne-Chef Alexander Van der Bellen im ÖSTERREICH-Interview. "Ich denke, dass man ein Drittel oder sogar die Hälfte der Schulden wird erlassen müssen." Sein Rat: Griechenland in den kontrollierten Ausgleich schicken.

Geld-Pipeline

Wie dramatisch die Lage ist, zeigt auch die aktuelle Ausgabe des Spiegel. Die gestern kolportierte neue Finanzspritze von 60 Milliarden Euro wird zu wenig (!) sein, so neue Berechnungen. Die EU wird 2013 und 2014 nochmals mehr als 100 Milliarden Euro nach Griechenland pumpen müssen.

Im Unterschied zum ersten Hilfspaket wollen nun die 17 Regierungen der Euro-Zone nicht die ganze Last alleine tragen, sondern streben eine Beteiligung von privaten Geldgebern an. 30 Milliarden Euro sollen laut Wall Street Journal von privaten Investoren (also Banken) kommen.

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