Szenario für Griechen-Austritt - Nach Wahl gibt Athen Euro auf.
Es ist ein Marathonprogramm, das die Staats- und Regierungschefs heute am EU-Gipfel abzuarbeiten haben: Fixierung des Fiskalpakts, Ringen um die Aufstockung des geplanten dauerhaften Euro-Rettungsschirms ESM von 500 auf fast 750 Mrd. Euro, Kandidatenstatus für Serbien sowie Ausarbeitung von Programmen gegen die Arbeitslosigkeit in Europa.
Fiskalpakt wird nun abgesegnet
Schon gestern Abend wurde Herman Van Rompuy zum ersten Präsidenten der Eurozone gewählt und um weitere zweieinhalb Jahre im Amt des EU-Ratsvorsitzenden bestätigt. Zu Beginn seiner EU-Karriere wurde Van Rompuy noch als „feuchter Putzlappen mit dem Aussehen eines kleinen Bankangestellten“ beleidigt. Nun ist er der mächtigste Mann Europas.
Der Fiskalpakt für Budget-Disziplin wurde am Freitagvormittag feierlich unterzeichnet. Der historische Schulterschluss sieht nationale Schuldenbremsen in den 25 EU-Mitgliedstaaten vor, die sich an dem Pakt beteiligen. Nur Großbritannien und Tschechien lehnen dies bisher ab.
Szenario: EU rechnet mit der Pleite Griechenlands
Die Euro-Finanzminister einigten sich gestern zwar auf die Voraussetzungen für das 130 Milliarden Euro schwere Hilfspaket für Griechenland. Hinter den Kulissen wird aber längst an einem Plan B gearbeitet: Demnach könnte Griechenland bereits in den nächsten Monaten zur alten Landeswährung Drachme zurückkehren.
Bis vor Kurzem war ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone noch tabu. Nun rüstet sich die Union für den Tag X. Brüssel hat bereits mehrere Kollaps-Szenarien ausgearbeitet.
Konkret könnte der Griechenland-Austritt bereits wenige Wochen nach den Parlamentswahlen über die Bühne gehen, wird in österreichischen Regierungskreisen kolportiert.
Alle Experten gehen inzwischen davon aus, dass Athen reformunfähig ist
Deshalb rüstet sich die EU für den größten anzunehmenden Unfall. Das Szenario: Es wird einen radikalen Schuldenschnitt geben - der totale Bankrott Griechenlands wird dadurch abgewendet. Im Gegenzug verlässt Athen den Euro-Raum und führt wieder die Drachme ein.
Wirtschafts-Experte: "Austritt wäre Vorteil"
Auch Wirtschafts-Experten können diesem Exit-Szenario einiges abgewinnen: "Griechenland würde wieder wettbewerbsfähig. Weil griechische Produkte schlagartig billiger würden, würde die Nachfrage umgelenkt, weg vom Import und hin zu eigenen Waren", erklärt etwa Hans-Werner Sinn, Präsident des deutschen ifo-Instituts. Dadurch würde laut Sinn auch wieder neues Kapital ins Land fließen: "Die reichen Griechen, die Hunderte Milliarden Euro in der Schweiz deponiert haben, fänden es angesichts der gesunkenen Immobilienpreise und Löhne wieder interessant, daheim zu investieren", erklärt Sinn.
Und auch der Wiener Börse-Vorstand Michael Buhl meint gegenüber ÖSTERREICH: "Für Griechenland bleiben nur der Austritt aus dem Euro und die Rückkehr zur Drachme."
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