Deutsche Experten treten für einen Haircut Griechenlands ein.
Die deutsche Wirtschaftsweise Beatrice Weder di Mauro hat das Taktieren der Politiker in der Euro-Schuldenkrise kritisiert. "Die Regierungen haben die Dimension des Problems immer noch nicht richtig erkannt", sagt sie dem "Handelsblatt". Eine umfassende Lösung sei überfällig, um Menschen und Märkten wieder Sicherheit zu geben.
Di Mauro hält eine Kappung der griechischen Staatsschulden für unvermeidbar. "Wir müssen das Problem Griechenland mit einer Umschuldung lösen", sagte sie.
"Retten weder Griechen noch den Euro"
Der deutsche Wirtschaftswissenschafter Max Otte, der ab Herbst auch an der Uni Graz lehren wird, wettert gegen die Euro-Rettung und kritisiert die Finanzmärkte heftig. "Wir retten weder die Griechen noch den Euro noch Europa - sondern die Finanzakteure, die sich dort sehenden Augen engagiert haben", sagt Otte im "Kurier"-Interview. Es werde verschleiert, dass damit "Sozialismus für internationale Banken, Finanzdienstleister und griechische Oligarchen" produziert werden, "für deren risikofreie Gewinne zahlen nun Deutsche und Österreicher und griechische Bürger".
Für Griechenland schlägt Otte einen Schuldenschnitt (Haircut) zwischen 40 und 60 Prozent vor, "das stoppt die Spirale". Die Banken, die dadurch in Schwierigkeiten kämen, "müssen wir retten, da hilft nichts". Zudem plädiert der Experte für den Austritt Griechenlands und anderer Randstaaten aus der Euro-Zone, "damit könnten sie ihre Wettbewerbsfähigkeit ohne das Diktat von Brüssel wiederherstellen".
Konrad gegen Euro-Austritt Griechenlands
Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad dagegen bezeichnet "Überlegungen über einen Rauswurf" Griechenlands aus der Währungsunion als "Unsinn". Vielmehr müsse ausreichend und langfristig Kapital zugeführt werden und eventuell auch über Abschreibungen nachgedacht werden, so Konrad im Interview mit dem "WirtschaftsBlatt". Zudem tritt er die Schaffung einer europäischen Wirtschaftsregierung mit Steuerkompetenzen ein und fordert er mehr Wettbewerb bei Rating-Agenturen. Einer eigenen europäischen Rating-Agentur bedürfe es nicht.