Eklat in Wien

Herbstlohnrunde kurz nach Start geplatzt

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Nach Streit um die Sitzordnung verließen die Arbeitnehmer-Vertreter den Saal.

Die Herbstlohnrunde hat Donnerstagnachmittag mit einem Eklat begonnen. Die Arbeitnehmer der Metallindustrie, die mit der Übergabe ihres Forderungskataloges die Kollektivvertragsverhandlungen traditionell einläuten, sahen sich von den Arbeitgebern brüskiert und haben nach nur wenigen Minuten die Gesprächsrunde abgebrochen. Grund der Aufregung: Die Arbeitgeber hatten diesmal eine andere Form der Übergabe gewählt, wodurch sich die Belegschaftsvertreter "wie im Kino" und "vorgeführt" fühlten.

 Sitzordnung wie bei Podiumsdiskussion
Bisher sah die Sitzordnung so aus, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer in mehreren Sitzreihen gegenüber saßen. Diesmal hatte die Industrievertreter als Gastgeber in der Wirtschaftskammer allerdings eine Anordnung wie bei einer Podiumsdiskussion vorgesehen: Die Verhandlungsführer am Podium und davor sitzend die Betriebsräte und Arbeitgebervertreter. "Wir verlangen eine Gesprächsrunde auf Augenhöhe. Verhandelt gehört so, dass man sich anschaut", so Metaller-Chefverhandler Rainer Wimmer sichtlich verärgert. Co-Verhandler Karl Proyer von der GPA betonte, dass sich die Arbeitgeber eine "Brüskierung der Sonderklasse" erlaubt hätte, so könne man nicht mit Betriebsräten umspringen.

   Der neue Chefverhandler der Arbeitgeber der Metallindustrie, Christoph Hinteregger, meinte hingegen: "Die Übergabe der Forderungen ist keine Verhandlungs- sondern eine Eröffnungsrunde. Wir wollten diesmal die Möglichkeit zu modernen Präsentationsformen nutzen, das war der Grund für die neue Sitzordnung." Hinteregger leitet heuer erstmal die KV-Verhandlungen auf Seiten der Arbeitgeber. Er bestätigte die Übergabe des Forderungskataloges, den Inhalt müsse man sich aber erst ansehen.

Schwierige Gespräche
Bereits im Vorfeld war mit sehr schwierigen Gesprächen gerechnet worden, da sich die Vorstellungen der beiden Seiten vollkommen widersprechen. Die Arbeitnehmer fordern eine Arbeitszeitverkürzung und wegen des Wirtschaftsaufschwungs eine kräftige Lohnerhöhung, währende die Industrie die Arbeitszeit flexibler gestallten will und warnt, dass der Aufschwung noch ein zartes Pflänzchen sei. "Für das Uraltmodell Flexibilisierung gibt es bei uns keine Verhandlungsbasis", stellte Wimmer heute klar. Er befürchtet, dass hinter dem Schlagwort lediglich eine Kürzung der Überstundenzuschläge versteckt ist. Die Flexibilsierung war schon im Vorjahr gefordert worden, die Belegschaftsvertreter verweigerten aber Gespräche darüber, woraufhin eine Extra-Verhandlungsrunde für das Frühjahr angesetzt wurde - die ergebnislos blieb.

Die echten Lohnverhandlungen finden am 14. und am 21. Oktober statt und betreffen 165.000 Metaller. Sollte bis dahin keine Einigung gelingen, wurde vorsorglich noch ein Ersatztermin am 5. November fixiert. Im Vorjahr einigten sich die Sozialpartner auf eine Erhöhung der Mindestlöhne und -Gehälter um 1,5 Prozent, die Istlöhne und -gehälter wurden um 1,45 Prozent angehoben. In der deutschen Stahlindustrie haben die Verhandlungspartner am heutigen Donnerstag mit einer Einigung einen Arbeitskampf abgewendet. Die 85.000 Beschäftigten in Nordwestdeutschland erhalten ab Oktober 3,6 Prozent mehr Lohn.

 Tumpel erwartet Lohnzuwachs

AK-Präsident Herbert Tumpel erwartet sich von den beginnenden Lohnverhandlungen "unter dem Strich einen Lohnzuwachs". "Die Rahmenbedingungen stimmen, die Kaufkraft der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kann gestärkt werden", so Tumpel.

   WKÖ-Vize Amann spricht sich dagegen erneut für eine Regionalisierung der KV-Verhandlungen aus, "will man die Arbeitsplätze erhalten und die Insolvenzstatistik nicht der Politik und der Gewerkschaft überlassen".
 

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