HRE-Aktionäre wütend über Verstaatlichung

13.08.2009

Die letzten Aktionäre des verstaatlichten Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) stemmen sich gegen ihren Rauswurf aus dem Unternehmen. "Wir Aktionäre stehen nach dem Einstieg des Staates kurz vor der Enteignung", kritisierte ein Aktionär am 13. August bei der Hauptversammlung in München vor mehr als 1.700 Anlegern.

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Vorstandschef Axel Wieandt verteidigte die umstrittene Verstaatlichung als alternativlos. Durch die staatlichen Hilfsmaßnahmen sei die HRE nach ihrer existenzbedrohenden Krise im vergangenen Jahr stabilisiert worden. Der Bund hatte die Verstaatlichung bei einer außerordentlichen Hauptversammlung im Juni gegen den Willen vieler Aktionäre auf den Weg gebracht und sich dafür massive Kritik eingehandelt. Inzwischen hält der Bund mehr als 90 Prozent an der HRE und will die letzten Aktionäre gegen eine Abfindung aus dem Unternehmen drängen. Der sogenannte Squeeze-Out soll auf einer außerordentlichen Hauptversammlung im Herbst beschlossen werden. "Ich nenne das Herausquetschen, weil das meiner Meinung nach eine bessere Formulierung ist", sagte ein Anleger.

Auch ein Verbot von Bild- und Tonaufzeichnungen von der Diskussion ärgerte die Anleger. Der Deutsche Journalisten-Verband kritisierte die Beschränkungen. Wenn eine Bank mit erheblichem finanziellen Aufwand des Staates gerettet werde, habe die Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse an Informationen darüber, was mit ihren Steuergeldern passiert ist, sagte DJV-Vorsitzender Michael Konken.

Sonderzahlung von 500.000 Euro für Wieandt

Für Kritik sorgte zudem eine Sonderzahlung von 500.000 Euro an den HRE-Vorstandschef. "Es hätte Ihnen gut zu Gesicht gestanden, auf diese 500.000 Euro zu verzichten", sagte ein Aktionär. Wieandt hatte die Prämie zum Jahresbeginn zusätzlich zu seinem Gehalt kassiert, da er durch den Einstieg des Staates unter die Gehaltsobergrenze von 500.000 Euro fällt und damit deutlich weniger verdient als zuvor. Aufsichtsratschef Michael Endres verteidigte die Zahlung. "Herr Wieandt hat auf ganz erhebliche Mittel verzichtet." Dafür sollte er entschädigt werden.

Wieandt arbeitet seit dem Rauswurf seines Vorgängers Georg Funke an der Sanierung des Konzerns. Die Restrukturierung komme zwar gut voran, werde aber noch Jahre dauern, sagte Wieandt. "Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass wir vor 2012 wieder in die Gewinnzone zurückkehren können", bekräftigte er. Im ersten Halbjahr 2009 machte der Konzern einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro. Langfristig benötige die HRE weiter umfassende Unterstützung, betonte Wieandt.

Mehr als 100 Mrd. Euro an Nothilfen

Insgesamt erhielt die HRE bisher Nothilfen von mehr als 100 Mrd. Euro, um nicht zusammenzubrechen. Das Debakel soll nach dem Willen des Aufsichtsrats durch einen Sonderprüfer aufgeklärt werden. Dieser soll vor allem die Übernahme des Staatsfinanzierers Depfa im Jahr 2007 unter dem damaligen Management unter die Lupe nehmen. Die mehr als fünf Mrd. Euro teure Übernahme hatte die HRE im vergangenen Jahr an den Rand des Ruins gebracht, weil die Depfa langfristig vergebene Kredite infolge der Finanzkrise nicht mehr kurzfristig refinanzieren konnte.

Aus Sicht von Aktionärsvertretern geht die Sonderprüfung nicht weit genug. "Eine Sonderprüfung darf nicht eine kurzfristige Beruhigungspille für die Aktionäre sein", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Vorgänge bei dem Unternehmen müssten bis ins letzte Detail aufgearbeitet und veröffentlicht werden. Auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger warnte vor einem Schaulauf.

Bei der Hauptversammlung sollte außerdem ein neuer Aufsichtsrat bestimmt werden, der künftig nur noch aus sechs statt bisher zwölf Mitgliedern besteht. Die bisherigen Aufsichtsräte, die ihre Posten im Herbst 2008 übernommen hatten, gehen. Dafür kommen Bernd Thiemann, Ex-Chef der DG Bank, die frühere Präsidentin des Bundesrechnungshofs, Hedda von Wedel, die frühere Deutschlandchefin von Morgan Stanley, Dagmar Kollmann, Albert Peters aus dem deutschen Finanzministerium, KfW- Vorstand Günther Bräunig sowie Alexander Groß, Ministerialdirektor aus dem deutschen Wirtschaftsministerium.

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