Nachfolger für Trichet

Italiener Draghi wird Zentralbank-Chef

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Die EU-Regierungschefs müssen noch endgültig grünes Licht geben.

Der Weg für den Italiener Mario Draghi an die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) ist frei. Die Finanzminister des Eurogebiets sprachen am Montag in Brüssel eine Empfehlung für den italienischen Notenbank-Chef aus. Draghi soll Nachfolger von Jean-Claude Trichet werden, der Ende Oktober turnusmäßig aus dem Amt ausscheidet.

Es gab keinen weiteren Kandidaten, sagte der Vorsitzende der Finanzminister der Eurozone, Luxemburgs Jean-Claude Juncker.

Mario Draghi wird dritter EZB-Chef
Draghi würde als dritter Präsident nach dem Niederländer Wim Duisenberg und dem Franzosen Trichet die Zentralbank führen. Die EZB ist neben der amerikanischen Federal Reserve weltweit die wichtigste Notenbank - zuständig für die Währung von 17 Ländern mit rund 330 Millionen Einwohnern. Der Italiener hat mittlerweile auch Unterstützung aus Berlin.

Die EU-Staats- und Regierungschefs müssen bei ihrem Gipfel am 24. Juni in Brüssel noch grünes Licht geben.

Mario Draghi im Porträt - Seite 2 >>

Italiens "Super Mario"

Bei Mario Draghi kommt einfach alles zusammen. Er hat sich internationale Sporen verdient, er ist ehrgeizig, er ist anerkannt. Und er hat  durchgehalten, bis nur noch er selbst im Rennen war. Während sein deutscher Widersacher Axel Weber seit seinem Rücktritt nicht mehr in Frage kommt, sammelt Draghi Unterstützung für den Chefposten bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Zum einen die offizielle von Italiens Regierung. Und zum anderen erhält er gewichtige Belobigungen von außerhalb, etwa von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Endgültige Bestätigung am 24. Juni

Die Nachfolge des im Herbst nach acht Jahren an der EZB-scheidenden Jean-Claude Trichet soll endgültig auf dem EU-Gipfel am 24. Juni beschlossen werden. Für den 63-jährigen passionierten Bergsteiger und zweifachen Vater Draghi wäre sie der Höhepunkt in der beachtlichen Karriere des Bank- und Finanzexperten.

Draghi war als Berlusconi-Alternative im Gespräch
Der Name Draghi fiel in Italien vor Monaten auch in der Politik: Weil Berlusconi stark angeschlagen ist, von Sexaffären eingeholt und ohne Mehrheit im Parlament, kam neben anderen auch Draghi als möglicher Nachfolger ins Gespräch. Immerhin könnte das höchstverschuldete Land einen finanzpolitisch versierten Mann im Regierungspalast Chigi recht gut gebrauchen.

Draghi rettete den Ruf der italienischen Notenbank
Seit Februar 2006 steht der 1947 geborene Draghi vor allem für die Image-Rettung der zuvor von einem Skandal erschütterten Notenbank. Vorgänger Antonio Fazio hatte wegen einer Affäre um Insidergeschäfte und Marktmanipulation den Hut nehmen müssen. Der weltoffene Draghi galt als bestens geeignet, den beschädigten Ruf des "Geldstandorts Italien" mit Sitz in der Via Nazionale aufzupolieren.

Italien steht hinter Draghi
Italien steht hinter ihm, auch wenn Draghi einige Spannungen mit Wirtschaftsminister Giulio Tremonti nachgesagt wurden. Mehr als 100 Parlamentarier von Regierung und Opposition wollen Draghi gerne als EZB-Chef sehen, wie sie öffentlich erklärten. Schließlich fehlt es dem Stiefelstaat in Zeiten der grotesken Krisen um den Regierungschef an Reputation auf der europäischen Ebene. Und Draghi ist ein Mann, der Position gegen Protektionismus und politische Einflussnahme bezieht - wichtig für die EZB, deren Präsidenten sich bisher nicht scheuten, der Politik öffentlich Contra zu geben.

Studium In Rom und am berühmten  MTI in den USA

Studiert hat er erst an der römischen Sapienza-Universität, den Doktor in Wirtschaftswissenschaften machte er dann 1976 an dem renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), dabei kritisch begleitet von den Nobelpreisträgern Franco Modigliani und Robert Solow. Von 1984 bis 1990 war er Exekutivdirektor der Weltbank. Als Vizepräsident von Goldman Sachs in London erwarb er sich den Spitznamen "Super-Mario". Um einen Interessenskonflikt zu vermeiden, verkaufte er seine Goldman-Sachs-Anteile, als er im Februar 2006 das Chefamt der italienischen Zentralbank ("Banca d'Italia") am Tiber übernahm.

Internationale Erfahrung
Sein Land hatte Draghi immer im Auge behalten - trotz seines internationalen Engagements, das ihm auch bei der Europäischen Investitionsbank und bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Ansehen einbrachte. Draghi hatte als Generaldirektor des Schatzministeriums bis zum Jahr 2001 wesentlich die Finanzgesetzgebung des G8-Mitglieds Italien geprägt.

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