Flugverkehr stärker betroffen als bisher: Ausweitung des Streiks möglich.
Im Tarifkonflikt am Frankfurter Flughafen droht die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) mit ihrer Hausmacht bei der Deutschen Flugsicherung. Der Vorstand habe am Montag die Voraussetzungen für Solidaritätsstreiks aller ihrer rund 3.500 Mitglieder geschaffen, erklärte GdF-Sprecher Matthias Maas. Dies schließe die Lotsen der Flugsicherung explizit mit ein. Die GdF werde Solidarstreiks mit einem Vorlauf von 24 Stunden ankündigen. Realistisch erscheint ein Ausstand frühestens ab Mittwoch.
Maas beschuldigte Fraport-Chef Stefan Schulte, den Konflikt unnötig eskaliert zu haben. Mit seinem unaufrichtigen Gesprächsangebot in der vergangenen Woche habe er Passagiere, die Airlines und die Gewerkschaft getäuscht. "Schulte sagt, er will uns auspokern. Ab jetzt pokern wir auch", sagte Maas. Die Maßnahmen der Vorfeldmitarbeiter gegen die Fraport würden entgegen der bisherigen Praxis nicht mehr angekündigt.
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) reagierte mit Empörung. Die Androhung sei völlig unverhältnismäßig, erklärte ein Sprecher. "Das ist nicht unser Arbeitskampf, sondern es geht um die Fraport." Man werde die Rechtmäßigkeit des Vorgehens prüfen.
Seit Donnerstag vorvergangener Woche haben rund 200 Vorfeldbeschäftigte in vier Wellen gestreikt und damit bislang mehr als 1400 Flüge von und nach Frankfurt verhindert. Fraport war es im Verlauf aber immer besser gelungen, möglichst viel Flugverkehr aufrecht zu erhalten. Zwischenzeitliche Verhandlungen waren am Freitag abgebrochen worden. Laut GdF hat Fraport sein letztes Angebot vor der Schlichtung nicht wie besprochen erneut vorgelegt.
Der Streik von rund 200 Vorfeldbeschäftigten führte auch am Montag zu Flugausfällen in Frankfurt. Zum Wochenauftakt mussten am größten deutschen Drehkreuz rund 200 von 1286 geplanten Verbindungen gestrichen werden, wie der Betreiber Fraport berichtete.
Betroffen von der mittlerweile vierten Streikwelle waren erneut Kurzstreckenflüge zu deutschen und europäischen Zielen, während die Interkontinentalverbindungen wie geplant stattfinden konnten. Fernzüge der Deutschen Bahn waren wiederum wichtiges Ersatzverkehrsmittel für die Passagiere. Auch für den Dienstag hat die Lufthansa bereits rund 130 Verbindungen von und nach Frankfurt gestrichen. Fraport zeigte sich kampfbereit: Man könne auch einen längeren Konflikt durchhalten, bekräftigte am Montag ein Sprecher.
Die GdF fordert erhebliche Einkommenserhöhungen, höhere Zulagen und geringere Arbeitszeiten. Die Verhandlungen hatte sie abgebrochen, nachdem sich Fraport strikt geweigert hatte, die Flugzeugeinweiser in den angestrebten Vorfeld-Tarifvertrag zu übernehmen. Sie erhielten bereits jetzt mehr Geld als die Kollegen in München, argumentierte das Unternehmen.
Für die Vorfeldlotsen sei man hingegen weiterhin bereit, bis zu 70 Prozent gesteigerte Einkommen zu zahlen. Auch für die Verkehrszentrale seien bis zu 30 Prozent mehr angeboten worden, teilte Fraport am Montag mit. Die von der GdF selbst geforderte Angleichung an das Münchner Tarifniveau sei übererfüllt, das Angebot daher eine gute Basis für eine Einigung.
Fraport hatte den erneuten Streikaufruf als "völlig überzogen und nicht nachvollziehbar" bezeichnet. "Die GdF-Führung hat sich vergaloppiert und das sollen jetzt wieder die Passagiere, Fluggesellschaften und Beschäftigen ausbaden", sagte ein Sprecher.