Euro-Krise

Jetzt müssen wir auch Portugal retten

26.11.2010

Megazinsen für Staatsanleihen, Horrordefizite: neue Euro-Krise in Europa.
 

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Im Frühjahr musste Griechenland vor dem Staatsbankrott gerettet werden, jetzt braucht Irland 85 Milliarden Euro aus dem EU-Rettungsschirm. Und die nächsten Pleitekandidaten stehen für viele Experten bereits fest: Portugal, Spanien, Italien und nun auch Belgien. Alle fürchten einen Dominoeffekt, der die Eurozone und mit ihr die gesamte EU in einen brandgefährlichen Abwärtsstrudel treiben könnte. Der gigantisch anmutende 750-Milliarden-Euro-Rettungsschirm, der nach der Griechenland-Pleite aufgespannt wurde, reicht bei weitem nicht mehr aus, auch diese Länder vor dem finanziellen Kollaps zu bewahren. Der Euro in seiner so gedachten Funktion als stabilisierende Gemeinschaftswährung wäre wohl so gut wie gescheitert. Damit es nicht soweit kommt, versuchen viele Länder jetzt, wie verrückt zu sparen. Portugal, für viele das nächste Land, das Hilfen braucht, verabschiedete gestern ein brutales Sparprogramm, um die Neuverschuldung 2011 auf 4,6 Prozent der Wirtschaftsleistung zu drücken. Gegen die Steuererhöhungen, Lohnkürzungen im Staatsdienst und Streichung von Sozialleistungen gab es am Mittwoch einen ganztägigen Generalstreik, der das Land völlig lähmte.

Können die Sparpakete den Euro jetzt noch retten?
Eisern sparen wollen nämlich auch die Iren, zumindest die derzeit noch amtierende Regierung. 15 Milliarden Euro sollen es in den kommenden vier Jahren werden, als Voraussetzung für die Milliardenzahlungen aus dem europäischen Rettungsschirm. Doch die Finanzwelt kümmert das wenig. Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s setzte gestern die irische Anglo Irish Bank auf Junk-Status. Schrottwert. Und während EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso – er kommt aus Portugal – und auch zahlreiche EU-Regierungschefs derzeit Pläne einer Staatshilfe auch für Portugal dementieren, machen aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen die Lage immer bedrohlicher.

Zinsen für Schulden höher, der Euro bleibt unter Druck
Seit Tagen steigen die Risikoaufschläge für Staatsanleihen der möglichen Pleitekandidaten. Gestern trieben Spekulanten sie bei Portugals Nachbarn Spanien auf neue Rekordstände. Auch für Anleihen aus Portugal, Irland und Italien gab es einen Sprung nach oben. Und selbst in stabilen Ländern, wie Deutschland, Frankreich und auch bei uns in Österreich, sind die Zinsen, die für die Staatsschulden zu bezahlen sind, bereits gestiegen. Inzwischen bleibt der Euro unter Druck. Gestern fiel der Kurs wieder deutlich unter 1,33 Dollar.

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