Erste Group braucht 750 Millionen: Neue Staatshilfe für Banken nötig?
Die Erste Group ist tief in den roten Zahlen. Nach dem Reinemachen in der Bilanz werden auch die Boni für den Vorstand um 35 Prozent gekappt.
Alles andere als rosige Zeiten für Österreichs Banken. Erste-Group-Chef Andreas Treichl hat gestern seine Verlustprognose vom 10. Oktober bestätigt: Im 3. Quartal 2011 machte die Bank 1,5 Mrd. Euro Minus, für die ersten 9 Monate beträgt der Verlust 973 Mio. Euro. Grund sind Abschreibungen in Osteuropa und auf Kreditversicherungen.
1,5 Mrd. Euro Verlust für Erste Group im 3. Quartal
Handlungsbedarf gibt es für Treichl auch aufgrund der Beschlüsse des EU-Gipfels vom Mittwoch. Die sogenannten systemrelevanten Banken müssen bis Juni ihr Kernkapital auf eine Quote von 9 Prozent erhöhen. Für die Erste ergebe sich daraus ein Kapitalbedarf von 750 Mio. Euro, sagte Treichl gestern bei einer Analystenkonferenz in London. Am Vortag hatte die Erste noch einen Bedarf von 59 Mio. Euro genannt – der war aber nur bezogen auf das erste Halbjahr. Die 750 Mio. inkludieren nun schon die harten Abschreibungsmaßnahmen des 3. Quartals, die das Ergebnis für die ersten neun Monate so weit heruntergedrückt haben.
Auch Raiffeisen und die Volksbanken brauchen auf Basis der neuen EU-Kapitalvorgaben frisches Geld. Bei der Raiffeisen Zentralbank (RZB) sind es laut Berechnungen der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) 1,907 Mrd. Euro, bei der Volksbank AG (ÖVAG) 972 Mio. Euro.
Die große Frage ist, ob sich die Banken das benötigte frische Geld in Zeiten eines brachliegenden Kapitalmarkts aus eigener Kraft besorgen können – oder erneut auf Staatshilfe zurückgreifen müssen. Erste-Boss Treichl will das auf jeden Fall vermeiden, ebenso Raiffeisen. Laut dem Chef der österreichischen Finanzmarktaufsicht, Helmut Ettl, sind die Pläne der EU hinsichtlich der Banken-Rekapitalisierung zwar „sehr ambitioniert“ – er ist aber überzeugt, dass die österreichischen Institute „den Staat nicht brauchen werden“. Im Fall der Fälle ist im Übrigen aus dem ersten staatlichen Bankenpaket noch Partizipationskapital in Höhe von 6 Mrd. Euro da.
Aus erstem Bankenpaket sind noch 6 Milliarden da
Für Verbraucher werden die härteren Vorgaben für die Banken kaum ohne Folgen bleiben. Die Kreditvergabe an Firmen und Private dürfte strenger, wenn nicht gar mit höheren Kosten verbunden werden.
Werden Kredite für uns alle jetzt teurer?
Die Bedingungen für Kreditvergabe an Firmen und Private dürften strenger werden.
Die zusätzlichen Belastungen, die auf Banken zukommen, könnten auch für die Kunden schmerzhaft werden. Mehr Kapital vorhalten zu müssen, ist für die Institute mit hohen Kosten verbunden. Befürchtet wird, dass die Banken sich zumindest einen Teil von den Verbrauchern wieder holen, etwa über höhere Gebühren. Unvermeidlich ist wohl, dass die Bedingungen für die Kreditvergabe verschärft werden. Unternehmen fürchten eine neue Kreditklemme. „Mehr Sicherheiten werden gefordert werden, auch bei Privatkrediten“, sagt Wifo-Experte Thomas Url zu ÖSTERREICH.