Verhandlung

Justiz-Streit um 
Euro-Milliarden

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Richter lassen EU Monate zittern - Politiker warnen vor Euro-Drama.

Dutzende Kamerateams und Reporter, drückende Hitze im Gerichtssaal: Gestern hat der wichtigste Prozess in der Finanzgeschichte Europas vor dem deutschen Verfassungsgericht in Karlsruhe begonnen. Verhandelt werden Klagen gegen den Euro-Rettungsschirm ESM (800 Milliarden) und den EU-Fiskalpakt. Stoppen die Richter die Grundsäulen der EU-Politik, ist die Eurozone wohl tot.

Eingereicht wurden die Klagen von Ex-SPD-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (sie vertritt 23.000 Kläger) sowie vom CSU-Bundestagsabgeordneten Peter Gauweiler und den Linken im Bundestag.

Worum es den Klägern geht, ist klar: Sie wollen verhindern, dass der deutsche Bundespräsident Jo­achim Gauck die Ratifizierungsgesetze für ESM und Fiskalpakt unterzeichnet – obwohl der deutsche Bundestag diese bereits am 29. Juni abgesegnet hat.

Gerichtlich soll nun geprüft werden, ob der Bundestag mit seiner Zustimmung gegen das Grundgesetz verstoßen hat. Die Kläger halten die deutschen Haftungsrisiken für nicht verantwortbar.

Deutschland bürgt beim ESM für gigantische 190 Milliarden Euro. Österreich (siehe Kasten unten) muss für rund 20 Milliarden haften.

Ursprünglich wollten die Richter schon „in wenigen Wochen“ eine finale Entscheidung fällen. Daraus wird aber nichts: „Die sorgfältige Prüfung der Rechtslage könnte auch mehrere Monate dauern“, sagte Andreas Voßkuhle, Präsident des Verfassungsgerichts.

Zuvor hatten sowohl die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, als auch der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble das Gericht zu einer raschen Entscheidung aufgerufen. Eine Verschiebung der Gesetze „könnte für eine Verunsicherung an den Märkten führen“, warnte er, „die Krise würden verstärkt, mit negativen Folgen“.

Die Richter ließen sich nicht beeindrucken. Die Euro-Rettung könnte sich damit um Monate verzögern.

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