500 Millionen Euro
Kärntner Hypo erhält neue Finanzspritze
14.11.2012
Der maroden Bank fehlen kurzfristig 1,5 Milliarden Euro bis Dezember.
Bei der Ende 2009 vor dem Zusammenbruch geretteten Hypo Alpe Adria muss der Staat in den nächsten Wochen eine Kapitallücke von 1,5 Mrd. Euro schließen. Die Bank - also der Eigentümer Staat - muss zusätzliches Eigenkapital aufstellen, um erhöhte Risiken zu tragen. Das hat die Aufsicht der Problembank vorgegeben. Nächstes Jahr sind, sofern sich die Basis nicht ändert, abermals 700 Millionen Euro nötig.
Die akute 1,5 Mrd. Euro-Hilfe vom Staat ist zweigeteilt. Der erste Teil ist seit heute auf dem Weg. 500 Millionen Euro - eine gleich budgetwirksame Kapitalspritze mittels Aktienkapitalerhöhung - werden am 7. Dezember in einer Sonder-Hauptversammlung abgesegnet. Alleinaktionär ist der Bund. Der hat schon bisher mehr als 1,55 Mrd. Euro unmittelbar kapitalwirksam in die Bank eingeschossen.
Jetzt kommt wieder frisches Geld
Es geht dabei im Dezember um eine neue Kapitalerhöhung von derzeit 469 Millionen Euro um genau 499.999.999,71 Euro auf 969.097.049 Euro. Der Bund zeichnet dazu nun weitere 204,46 Millionen neue Aktien, ohne Agio. Der Bund hat natürlich die alleinigen Bezugsrechte. Die direkte Finanzspritze ist damit tatsächlich höher ausgefallen als die 300 Millionen, die die Finanzministerin bis Jahresende im Budget reserviert hatte.
Für eine Milliarde Euro wird es eine Anleihe mit Eigenkapitalcharakter geben. Dieser spezielle Bond der Staatsbank wird dann auch noch extra vom Bund garantiert. An der Ausformung dieser Bond-Emission wird gearbeitet, hieß es am Mittwoch von der Bank zur APA. Es gehe um eine möglichst schulden- und budgetschonende Lösung. Die Aufsicht in Wien und die EU-Behörden in Brüssel müssen das Konstrukt billigen. Es wird wohl eine speziell konstruierte "verlusttragende" Wandelanleihe.
Um diese Summe von 1,5 Mrd. Euro wurde mehr als ein Jahr gerungen. Die Hypo hatte sich Aufschübe herausgehandelt. Den Steuerzahler in Österreich hat die Problembank aus Kärnten mit ihrem Balkan-Bankennetz schon davor eine Menge gekostet.
Um riesige Verluste abzudecken, musste 2011 das Grundkapital der damals gerade mal eineinhalb Jahre in Staatshand befindlichen Bank um 43 Millionen auf 19 Millionen Euro und das vom Staat gezeichnete Partizipationskapital (PS-Kapital) der alten Tranchen (2008 und 2009) um etwa 700 Mio. Euro herabgesetzt werden. Dieser Kapitalschnitt hieß: So viel Geld ist bereits weg. Eine weitere neuere PS-Tranche wurde damals in Grundkapital gewandelt.
Die alten Tranchen an staatlichem PS-Kapital flossen größtenteils noch vor der Zeit des "Bankenpakets". Von diesem ersten Uralt-Staatszuschuss sind auch nach dem Kapitalschnitt noch 275 Mio. Euro übrig.
Gleich nach dem Kapitalschnitt im Juni 2011 musste der Staat das zuvor gekürzte Grundkapital um 450 Mio. Euro wieder auffüllen, auf schließlich 469,1 Mio. Euro - und zwar durch Wandlung einer Mitte 2010 eingeschossenen Staats-PS-Tranche von 450 Mio. Euro in echtes Grundkapital.
Die Hypo Alpe Adria war im Dezember 2008 im übrigen die erste Bank in Österreich gewesen, die staatliches Partizipationskapital erhalten hatte. Damals waren das 900 Mio. Euro. Zinsen für dieses Staatsgeld zahlte die Hypo nie. Im Gegenteil: Ein Jahr später, im Dezember 2009, wurde die Bank von ihren Eigentümern - BayernLB sowie Land Kärnten und Grazer Wechselseitige - um symbolische 3 Euro an die Republik Österreich abgetreten.
Steuerzahler steht gerade
Nicht nur Kapital hat der Staat in der Hypo stecken, der Steuerzahler steht auch noch auf Jahre für die hohen Haftungen gerade, die der Ex-Eigner Land Kärnten für die Bank eingegangen ist. Der Staat hat in der Hypo somit noch an die 18 Mrd. Euro an solchen Haftungen stecken. Bis auf einen kleineren Bundes-Teil sind das alles einstige Kärnten-Haftungen. Mit rund 600 Millionen garantiert der Bund selber für Anleihen der Bank. Für 200 Millionen Euro bürgt die Republik zudem für Problemkredite.
Die für eine Bank von der Größe der Hypo dramatisch hohen Landeshaftungen waren im übrigen der Hauptgrund, warum die Republik zur Rettung der trudelnden Bank einspringen musste. Hätte man die Hypo Ende 2009 pleitegehen lassen, wären diese Haftungen schlagend geworden und Österreich hätte praktisch über Nacht schon damals sein Triple-A-Rating verloren, sagen Experten heute. Selbst wenn diesen teuren Haftungen auch Forderungen gegenüberstehen. 2017/2018 erst reifen die letzten öffentlich garantierten Bankbonds ab, darunter gleich ein Riesen-Anleihebrocken von mehr als 5 Mrd. Euro im Jahr 2017 auf einen Schlag.
Zwischendurch war der Bund auch mit höheren unmittelbaren Anleihegarantien in der Hypo drin. Jetzt steigen auch die Garantiesummen wieder.