Hart ins Gericht mit der Landespolitik ist das ehemalige Vorstandsmitglied Jörg Schuster vor dem Kärntner Hypo-Ausschuss gegangen. Die Hypo habe "auf Zuruf" finanziert, erklärte er am Mittwoch. Verantwortlich dafür sei sein Vorstandskollege Wolfgang Kulterer gewesen, sagte er auf Nachfrage.
Schuster war von 1993 bis 2003 Vorstand der Hypo-Bank. Im Jahr 2000 habe es nicht nur einen Landeshauptmann-Wechsel, sondern auch einen Paradigmenwechsel in der Bank gegeben, erzählte er. Zuvor sei kein politischer Einfluss, von welcher Seite auch immer, in der Hypo bekanntgewesen.
Jörg Haider als neuer Landeshauptmann habe Kulterer, der als einziger zum Antrittsbesuch geladen gewesen sei, mit einer Wunschliste konfrontiert. So hätte die Hypo Musikschullehrer, Empfänge auf der Seebühne und Mitarbeiter in Regierungsbüros finanzieren sollen. "Meiner Ansicht nach wäre das Untreue gewesen. Ich habe gesagt, das unterschreibe ich nicht", erinnerte sich Schuster. So seien die Wünsche nach Übernahme von Personalkosten nicht erfüllt worden.
Kurioses Sponsoring
Die Hypo habe die Rechnungen für Karten von
Events und Veranstaltungen gezahlt, die der Landeshauptmann verteilt habe. "Ich
habe nichts gegen Sponsoring, aber die Hypo war hier nicht als Sponsor
sichtbar", erklärte er.
Er habe den Aufsichtsratsvorsitzenden Herbert Koch - Seniorchef von kika/Leiner - und dessen Stellvertreter Othmar Ederer - Vorstandschef der Grazer Wechselseitigen Versicherung - darauf aufmerksam gemacht und habe zur Antwort bekommen, das sei eine "kleinkarierte, beamtete Bewertung". Schuster war vor seiner Karriere in der Hypo Landesbeamter, zuletzt als Leiter der Finanzabteilung.
Zur Entwicklung der Bank meinte er, die Expansion ins Ausland sei richtig und notwendig gewesen, sonst hätte die Bank keine Überlebenschance gehabt. Problematisch sei das explosionsartige Wachstum gewesen, Struktur und Eigenkapital hätten nicht mithalten können. Er habe davor gewarnt, was ihm den Ruf des Bremsers eingebracht habe. Als er das Wachstum von 40 Prozent in nur einem Jahr als gefährlich bezeichnet habe, sei ihm sowohl von den Vorstandskollegen als auch dem Aufsichtsrat mitgeteilt worden, er solle sich nicht zu Tode fürchten.
Vorstand aufgestockt
2000 wurde der Vorstand auf vier Personen
aufgestockt, für die Auslandsgeschäfte sei dann Günter Striedinger zuständig
gewesen. Mit ihm habe er "fundamentalste Auffassungsunterschiede"
über die Führung einer Bank gehabt, sagte Schuster. Risikomanagement habe es
in seiner Zeit für das Treasury gegeben, aber nicht für den Kreditbereich,
der exorbitant gewachsen sei. Er sei ausgeschieden, weil er mit der
Geschäftsführung der Kollegen und der Gestionierung der Kredite nicht
einverstanden gewesen sei.
Die Landeshaftung sei ihm immer vorgekommen wie der Schwanz, der mit dem Hund wedle, denn die Bilanzsumme der Bank habe ein Vielfaches des Budgets ausgemacht. Sie sei jedoch auf dem internationalen Kapitalmarkt ein exorbitanter Vorteil gewesen, da die Konditionen dadurch günstiger gewesen seien.
Für den Nachmittag war Schusters ehemaliger Vorstandskollege und langjähriger Verantwortliche der Kärntner Hypo, Wolfgang Kulterer, als Zeuge vor den Untersuchungsausschuss geladen.