Kaupthing-Gläubiger fordern 40 Mrd. Euro
29.01.2010
Gläubiger aus 119 Ländern haben Forderungen gegen die im Oktober 2008 zusammengebrochene isländische Großbank geltend gemacht. Wie das Abwicklungskomitee der Bank bekanntgegeben hat, summieren sich die innerhalb der Anmeldefrist in Reykjavik eingegangenen Ansprüche auf 7,3 Trillionen Kronen. Das seien umgerechnet gut 40 Mrd. Euro, nach derzeitigem Wechselkurs mehr als das Vierfache des isländischen BIP. Größter Einzelgläubiger von Kaupthing ist laut isländischen Medien die Deutsche Bank.
Die Deutsche Bank habe insgesamt 50 Forderungen im Wert von zusammen 5,3 Mrd. Euro angemeldet. Das Frankfurter Geldinstitut wollte diese Summe nicht kommentieren. Es könnte als Depotverwalterin auch die Ansprüche anderer Eigentümer gegenüber Kaupthing geltend gemacht haben.
Vertreten ist auf der Gläubigerliste nach Zeitungsberichten auch der frühere Vorstandsvorsitzende der Kaupthing-Bank. Er mache Ansprüche von 1,4 Mio. Euro geltend, weil ihm Gehaltszahlungen vorenthalten worden seien. Solche Meldungen schüren auf Island die Erwartungen an die im März eingesetzte Sonderermittlerin Eva Joly, die sich als Staatsanwältin und Korruptionsjägerin vor allem im Fall Elf-Aquitaine einen Namen gemacht hat.
Deutsche Banken haben wiederholt über mangelnde Transparenz und zu wenig Mitspracherecht geklagt; die Deka-Bank hat sogar ein Verfahren gegen Landsbanki, die einst zweitgrößte isländische Bank, angestrengt. Deren Gläubiger fordern zusammen 6,9 Mrd. Euro.
Dritter im Bunde ist die Glitnir-Bank, gegen sie liegen bisher nur Forderungen von umgerechnet 20 Mio. Euro vor. Alle drei einstigen Großbanken sind in abzuwickelnde und neue Institute aufgespalten worden, die als Arion Bank (Kaupthing), Nyr Landsbanki und Islandsbanki (Glitnir) nun auf das Inlandsgeschäft beschränkt sind.
Die rund 200 bis 300 österreichischen Sparer, die ihr Geld bei der Direkt-Bank Kaupthing Edge hatten, haben ihr Geld bereits im Herbst 2008 zurückbekommen. Früheren Angaben zufolge handelte es sich dabei um Spareinlagen von rund 3 Mio. Euro.