Die Liechtensteinische Landesbank hat als zweites Bankhaus aus dem Fürstentum eine Tochter in Österreich gegründet. Die Liechtensteinische Landesbank (Österreich) AG kann mit ihren Geschäften sofort nach der Eintragung in das Firmenbuch beginnen.
Das beinahe 150 Jahre alte Traditionshaus will nicht nur wohlhabende österreichische Privatkunden mit einem Vermögen ab etwa 500.000 Euro ansprechen, sondern auch seine Fühler in Richtung Osteuropa ausstrecken. Innerhalb von 24 Monaten sollen rund 2 Mrd. Euro an Kundenvermögen eingesammelt werden, so das Ziel von Elfried Hasler, Mitglied der Geschäftsleitung der Mutterbank in Vaduz und Aufsichtsratschef der Wiener Zweigstelle.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat sich Hasler nach eigenen Angaben bereits einige Akquisitionsziele angesehen. "Derzeit ist das Umfeld in Österreich nicht schlecht, um auf diese Weise wachsen zu können", so Hasler in Wien vor Journalisten. Viele Mutterbanken seien jetzt in Schwierigkeiten und müssten ihre Töchter abstoßen. Konkrete Namen wollte er keine nennen.
Wien als Tor zum osteuropäischen Markt
"Die Österreicher sind vermögend, 63.000 verfügen über ein Finanzvermögen von über 1 Mio. Euro, weiters gibt es rund 2.700 Privatstiftungen mit 10 Mrd. Euro", so Österreich-Chef Peter Mayer. Den Private-Banking-Markt in Österreich zählt die Landesbank zu ihrem strategischen Kernmarkt mit einem stabilen und sehr guten wirtschaftlichen Umfeld. Wien wird zudem als Tor zum osteuropäischen Markt gesehen. Der gesamte Business Case sei sorgfältig geprüft und langfristig geplant.
Bei der Beratung will die LLB ganz neutral sein und nicht nur ihre eigenen 25 Fonds anbieten. Neben der Vermögensverwaltung werde auch die Vergabe von Hypothekarkrediten auf die Kundendepots ein zweiter Geschäftsschwerpunkt sein, kündigte Mayer an.
In den ersten sechs bis neun Monaten will sich die Landesbank nur auf Wien konzentrieren. "Zuerst muss es hier rund und stabil laufen", so Hasler. In einer zweiten Expansionsphase ist dann an eine Ausdehnung in Richtung Westen gedacht. Standorte gibt es noch keine. Gestartet wird mit einem Grundkapital von 20 Mio. Euro und 17 Mitarbeitern, die von den Wiener Konkurrenten abgeworben wurden. Im 1. Quartal soll die Mitarbeiterzahl auf 30 erhöht und die Kontakte in Richtung Osteuropa aufgenommen werden.
Von turbulenten Zeiten nicht betroffen
Die börsennotierte Liechtensteinische Landesbank wurde 1861 gegründet und steht zu 57,5 % im Landeseigentum, der Rest ist breit gestreut. Das Geschäftsmodell sei stabil, es werde kein Investmentbanking betrieben, kein Eigenhandel und kein ausländisches Kreditportfolio. Deshalb sei man von den turbulenten Zeiten auch nicht betroffen.
Das Eigenkapital der LLB-Gruppe liegt bei 1,1 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr 2009 wurde mit 1.024 Mitarbeitern ein Konzerngewinn von 63,1 Mio. Euro erzielt, ein Plus von 8 %. Das verwaltete Kundenvermögen lag Ende Juni bei 31,5 Mrd. Euro, das waren um 3,3 % mehr als Ende 2008. Vor der Krise Ende 2007 waren es noch rund 40 Mrd. Euro. Niederlassungen gibt es in Liechtenstein, der Ostschweiz und jetzt auch in Österreich. Mit Repräsentanzen ist die LLB in Dubai und Abu Dhabi sowie in Hongkong und auf den Cayman Islands vertreten.
Bereits seit Anfang 2007 ist die im Besitz der Fürstenfamilie von Liechtenstein stehende LGT Bank in Österreich mit einer eigenen Bankentochter aktiv. Die Geschäfte dürften aber wohl nicht wie erwartet laufen, 2007 wurde laut Firmenbuch ein EGT-Verlust von 6,35 Mio. Euro eingefahren, 2008 folgte ein EGT-Minus von 5,44 Mio. Euro. Der LGT wird ein aussichtsreiches Interesse an der Constantia Privatbank nachgesagt.