Marienfeiertag spaltet Handel

Nur die Großen haben am 8.12. offen

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Viele kleine Händler können sich die Lohnzuschläge nicht leisten.

Den heutigen Marienfeiertag werden wohl wieder viele Österreicher nutzen, um ihre Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Seit 1995 dürfen die Geschäfte am 8. Dezember offenhalten, immer weniger machen davon aber Gebrauch. 100 Prozent Zuschlag und Zeitausgleich für die Beschäftigten halten viele ab.

"In Österreich gibt es 60.000 Händler. Ich würde meinen, dass ein großer Teil nicht offen hat. Das Geschäft konzentriert sich in allen Branchen auf die Marktführer", sagt der Handelsexperte Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien im Gespräch mit der APA. Profiteure des im Handel als "fünfter Einkaufssamstag" bezeichneten Feiertags seien vor allem die großen Einkaufszentren und Einkaufsstraßen, beobachtet auch der Präsident des Handelsverbands, Stephan Mayer-Heinisch.

Nur große Einkaufsstraßen und Shopping-Center profitieren
"Es gibt 100 Destinationen, wo der 8. Dezember ein Erfolg ist und 1.000 Nebenlagen, wo er es nicht ist", zeichnet Schnedlitz ein differenziertes Bild. Während es in den prominenten Einkaufsstraßen in den Landeshauptstädten und in Wien nur so vor Menschen wimmelt und sich Massen durch Einkaufszentren schieben, bleiben Geschäfte am Land oder in Randlagen häufig leer. Die Automobilzubehörkette Forstinger geht deshalb auch in diesem Jahr wieder den Mittelweg und hält nur 23 der 118 Filialen offen. Auch Michael Kernstock, Obmann der Buchhändler in der Wirtschaftskammer, macht nur eines seiner zwei Buchgeschäfte in Wien auf: Das im 1. Bezirk, von dem er sich mehr Geschäft erwartet als von dem Standort im 9. Bezirk. "Ich kenne viele, die nicht offen halten", berichtet Kernstock.

Billa, Penny, Baumax und Möbel Ludwig sperren nicht auf
Schon zum fünften Mal in Folge sperrt der Lebensmittelhändler Billa seine Geschäfte am 8. Dezember zu. Heuer erstmals mit von der Partie ist die ebenfalls zu Rewe zählende Diskontschiene Penny. Auch bei Baumax und Möbel Ludwig bleiben die Rollläden heute wieder unten. Allesamt begründen ihre Entscheidung damit, ihren Mitarbeitern "Ruhe und Zeit" schenken zu wollen. Dass sie aus Kostengründen zumachen, will freilich so niemand bestätigen. Die Personalkosten machten zum Teil bis zu 20 Prozent des Umsatzes aus, da überlege jeder Händler genau, ob es sich auszahlt, aufzusperren, meint hingegen Schnedlitz.

Die monetäre Bedeutung des Marienfeiertags halte sich insgesamt in Grenzen. Laut Schnedlitz trägt der 8. Dezember 1 Prozent zum Jahresumsatz bei. Was aber nicht zu unterschätzen sei, sei der Stimmungsfaktor: "Der 8. Dezember ist inzwischen ein soziales Event geworden. Es ist schick, da unterwegs zu sein. Der Handel ist ja immer Dorfplatz und Marktplatz." Nach Handelsverband-Präsident Mayer-Heinisch zählt im heurigen Weihnachtsgeschäft ohnehin jeder Tag. "Bis jetzt hat man ja nichts gewonnen, sondern nur verloren." Die Kunden seien sehr zurückhaltend, die Stimmung im Keller. Verantwortlich seien das wirtschaftliche Umfeld und das Wetter, das heuer so gar nicht mitspielen will. Die Wirtschaftskammer sieht das anders und übt sich in Zweckoptimismus.

Frühe Rabatte als "Panikreaktion" des Handels
Dass es für den Handel nicht gut läuft, erkenne man auch an den "Panikreaktionen" wie verfrühten Rabattaktionen, räumte Schnedlitz ein. "Wenn der Stimmungsmotor ins Stottern gerät, hält der Handel die Konsumenten mit Aktionen bei Laune", so der Handelsexperte. Das treibe zwar die Umsätze in die Höhe, aber nicht die Erträge.

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