Zu Beginn wurde der Opfer des Terroranschlags in Moskau gedacht.
Der russische Staatspräsident Dmitri Medwedew hat am Mittwoch das 41. Weltwirtschaftsforum in Davos eröffnet. Zu Beginn seiner Rede wurde mit einer Schweigeminute im Kongresszentrum des Wintersportortes der Opfer des jüngsten Terroranschlags in Moskau gedacht. Bis Sonntag diskutieren rund 2500 Führungspersönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft die dramatischen Veränderungen in der Weltwirtschaft.
Ben Alis Sturz "Lektion" für alle Regierungen
Medwedew nannte den Sturz des tunesischen Staatschefs Zine El Abidine Ben Ali eine "Lektion" für alle Regierungen. "Was sich ereignet hat, ist, glaube ich, eine ernste Lektion für alle Amtsträger in allen Ländern", sagte Medwedew am Mittwoch. Er hoffe allerdings, dass sich die Situation in Tunesien wieder stabilisiere und die Unruhen sich nicht auf die anderen Länder der arabischen Welt ausbreiteten.
Der russische Präsident betonte, die Regierungen müssten "zuhören, was das Volk zu sagen hat, denn sonst riskieren sie, den Kontakt mit der Realität zu verlieren". Dies bedeute aber nicht, dass sie "egal welchen Rat" befolgen müssten, so Medwedew.
Globalisierung "Treiber der Wirtschaft"
Die Globalisierung sei der Treiber der Wirtschaft, sagte der russische Staatspräsident. Sie habe aber auch die Gefahren in ganzen Welt verstärkt. Extremisten, Drogen- und Waffenhändler sowie Terroristen nutzten die Möglichkeiten der neuen Kommunikationsmedien. Kein Staat der Welt sei heute vor Anschlägen sicher. Das WEF finde zu einem Zeitpunkt statt, wo viele bereit seien, die Krise als beendet anzusehen, sagte Medwedew: "Aber so einfach ist es nicht. Wir haben nur einen Teil der Symptome bewältigt." So sei beispielsweise noch kein neues Wachstumsmodell für die Wirtschaft gefunden.
Naturkatastrophen: Medwedew schlägt Frühwarnsystem vor
Auch die Naturkatastrophen wie die Hitzewelle in Russland oder das jüngste Schneechaos zeigten die Verletzlichkeit menschlicher Macht und Handelns in der modernen Zivilisation. Medwedew schlug unter anderem ein Frühwarnsystem für die Erkennung von Risiken vor. Zudem forderte er eine größere Rolle der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer G20.
Schweizer Präsidentin: "Zusammenarbeit verstärken"
Die Schweizer Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey rief in ihrer Eröffnungsrede zu verstärkter internationaler Zusammenarbeit aufgerufen. Es brauche neue Gremien, die gerechte Lösungen für die Welt erarbeiteten, sagte Calmy-Rey in Davos. Die Bundespräsidentin sprach sich etwa für die Schaffung eines Rats für Nachhaltigkeit innerhalb der Vereinten Nationen aus. "Die Staaten denken zu stark in nationalen Grenzen", erklärte Calmy-Rey am Mittwoch vor den Teilnehmern des WEF.
"Konstruktiver Optimismus"
WEF-Gründer Klaus Schwab beschwörte ein weiteres Mal den "Geist von Davos". Er rief die Teilnehmer des Forums auf, globale Lösungen an die Hand zu nehmen und sich von "konstruktivem Optimismus" leiten zu lassen. Bei Gesprächen mit Wirtschaftsführern sei ein "Mikro-Optimismus" spürbar, sagte Schwab in seiner Rede. Auf globaler Ebene habe sich jedoch ein "Makro-Pessimismus" eingestellt. In Folge der Finanzkrise leide die Welt unter dem Symptom eines "weltweiten Burn-Outs". Ständig würden zwar neue Brände gelöscht, es fehle aber an proaktiver Führung.