Meinl Bank will mit notleidenden Krediten handeln

31.07.2009

Die Meinl Bank rüstet nach Geschäftsrückgängen in Österreich ihr Büro in England auf. Laut einem Bericht im Magazin "Format" will die Meinl Bank am Finanzplatz London groß ins Corporate-Finance-Geschäft einsteigen. "Das Lizenzverfahren in London - zunächst für Fondsmanagement - läuft", bestätigt Bank-Sprecher Herbert Langsner gegenüber dem Magazin.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Solange man von der Financial Services Security (FSA) kein grünes Licht habe, werde die Bank aber nur nicht-lizenzpflichtige Geschäfte tätigen. Geplant sei der Aufbau eines Fonds, der mit Distressed Debt, also notleidenden Krediten, handelt. Im neuen Büro im Londoner Stadtteil Mayfair sei mittlerweile der Mitarbeiterstab auf fünf Leute angewachsen, in naher Zukunft sollen in London zehn Meinl-Beschäftigte arbeiten, so das Magazin. Die Rekrutierung neuer Banker, an der auch Julius Meinl selbst mitwirke, sei in vollem Gange.

Die Geschäfte in Wien seien aufgrund der Betrugs- und Untreuevorwürfe gegen das Meinl-Management stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Am Wiener Bauernmarkt arbeiten laut "Format" nur mehr rund 100 Leute (früher 150). Auch das verwaltete Vermögen der Bank sei von 5 Milliarden Euro auf unter 2 Milliarden Euro zusammengeschrumpft. "Aber die Zentrale der Meinl Bank bleibt in Wien", versichert Meinl Bank-Vorstand Peter Weinzierl.

Auch Julius Meinls Privatjet habe Wien bereits verlassen. Die österreichische Crew der Falcon 2000 wurde vor wenigen Tagen gekündigt, neuer Standort des Meinl-Jets soll London sein. "Es stimmt, der Flieger ist aus Wien weg, anderswo sind die Gebühren nämlich um ein Drittel oder die Hälfte niedriger als in Wien", zitiert das Magazin den Bank-Sprecher Langsner. Sogar bei Meinl müsse man sparen.

Der Banker Julius Meinl war am 1. April 2009 nach einer Vernehmung festgenommen worden, am 2. April wurde die U-Haft verhängt. Am 3. April wurde er gegen eine 100-Mio.-Euro-Kaution unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt. So musste er seinen Pass bei Gericht abgeben und für Auslandsreisen immer abholen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Meinl V. im Zusammenhang mit der Affäre um Meinl European Land (MEL, jetzt Atrium European Real Estate) wegen Verdachts auf schweren gewerbsmäßigen Betrug, Untreue und wegen mutmaßlicher Verstöße gegen wirtschaftsrechtliche Nebengesetze. Für Julius Meinl gilt die Unschuldsvermutung.

Zur Vollversion des Artikels