MEL-Rückkäufe: War Meinl gut informiert?
10.07.2009
Der Banker Julius Meinl V. soll über die umstrittenen Zertifikatsrückkäufe von Meinl European Land (MEL; jetzt: Atrium European Real Estate) besser informiert gewesen sein als bisher bekannt, schreibt "Format" unter Berufung auf "vertrauliche Mails". Auch Meinl Bank-Vorstände hätten demzufolge Einfluss auf MEL gehabt. Die Meinl Bank dementierte.
Julius Meinl dürfte bei den Zertifikatsrückkäufen besser als so manches Mitglied des MEL-Vorstandes informiert gewesen sein, schreibt "Format". Meinl, für ihn gilt die Unschuldsvermutung, weise alle Vorwürfe zurück und betone gegenüber dem Staatsanwalt, nur Orders des MEL-Boards ausgeführt zu haben.
Ende Juni sei Anwalt John Ventress zum Ergebnis gekommen, dass ein Rückkauf von bis zu 30 Prozent aller Zertifikate und im Gesamtwert von maximal 2 Mrd. Euro einen frühen HV-Beschluss benötige. Er bezog sich dabei auf das Jersey Law, das Rückkäufe ohne HV-Beschluss als unzulässig erkennt. Das Rückkaufprogramm sei aber schon im Gange gewesen.
Angerufen wurde dann Queen's Counsel Simon Mortimore. Meinl-Bank-Sprecher Thomas Huemer in "Format": "Der königliche Anwalt als höchste englische Rechtsinstanz bestätigte unmissverständlich, dass für den Rückkauf von Zertifikaten nach Jersey-Recht keine HV-Genehmigung nötig ist."
Wie die Aufgaben in der MEL tatsächlich organisiert waren, werde am Beispiel Visy deutlich: Dieser sei, obwohl im Management der MERE und auf der Payroll der Meinl Bank, nach außen als MEL-Chief Financial Officer aufgetreten. Sein damaliger MERE-Kollege Peter Weinzierl sei sogar Vorstand der Meinl Bank. Daraus schließe der Staatsanwalt: Wenn Visy der CFO war, dann müsste Weinzierl der CEO sein - und als deren Brötchengeber stünde Julius Meinl über den beiden.
"Klub von Frühstücksdirektoren"
Der MEL-Board als Klub von Frühstücksdirektoren, die nicht über alles informiert gewesen sind, passe da gut ins Bild, so das Magazin. In einem Brief vom 7. Oktober 2007 empöre sich Michael Richardson, Mitglied des MEL-Board-of Directors darüber, dass er über die seit April 2007 laufenden MEL-Rückkäufe nicht informiert worden sei. Richardson und sein Kollege Peter Byrne legten daher aus Protest alle MEL-Funktionen Ende 2007 zurück.