Die Wirtschaftskrise hat die Geschäfte des deutschen Finanzdienstleisters MLP auch im zweiten Quartal gebremst. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) brach um fast 80 Prozent ein, unterm Strich schrieb MLP sogar rote Zahlen. Private und institutionelle Kunden verschöben ihre Anlageentscheidungen wegen der anhaltenden Unsicherheit in die Zukunft, sagte MLP-Chef Uwe Schroeder-Wildberg.
Eine konkrete Prognose wagte Schroeder-Wildberg nach wie vor nicht. Für das zweite Halbjahr rechnet der Finanzdienstleister aber mit einer schrittweisen Verbesserung der Geschäftsentwicklung und hofft vor allem auf das traditionell starke vierte Quartal. Insgesamt will MLP sich weiterhin "besser entwickeln als der Markt".
An der Börse wurden die Zahlen trotzdem mit Enttäuschung aufgenommen. Die Zahlen seien "durch die Bank schlechter als erwartet" ausgefallen, urteilte ein Börsianer. Außerdem fehle den Anlegern nach wie vor auf einen konkreteren Ausblick für 2009.
Verlust von 400.000 Mio. Euro
Unterm Strich schrieb MLP in seinen fortgeführten Geschäftsbereichen wegen einer Steuernachzahlung einen Verlust von 400.000 Mio. Euro, nach 8,8 Mio. Gewinn im Vorjahr. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) schrumpfte um 78 Prozent auf 2,4 Mio. Euro. Neben dem Umsatzrückgang belastete zusätzlich der Umbau der Töchter Feri und TPC das Ergebnis mit 1,1 Mio. Euro. Die Beratung im Streit um die Beteiligung von Swiss Life hatten im zweiten Quartal nur noch 100.000 Euro gekostet, nach 3,3 Mio. Euro im ersten Quartal. Swiss Life hatte im vergangenen Sommer in einer umstrittenen Transaktion rund ein Viertel der Anteile an dem Finanzdienstleister erworben. Inzwischen ist der Anteil auf 15,9 Prozent gesunken.
Das Stammgeschäft leidet zudem nach wie vor unter der Wirtschaftskrise. Die Umsätze sanken sogar noch stärker als von Analysten erwartet. Die Umsatzerlöse, die sich aus Provisionen und Zinsen zusammensetzen, beliefen sich auf 100 Mio. Euro, 11 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Kunden von MLP halten sich vor allem bei mittel- und langfristigen Anlagen am Kapitalmarkt zurück, stattdessen parken sie ihr Geld auf Tagesgeldkonten oder schließen zusätzliche Versicherungen ab. Leicht gestiegen waren dementsprechend die Erlöse aus Sachversicherungen, in der Vermögensverwaltung gingen sie unterdessen deutlich zurück.
777.000 Kunden für MLP
Trotzdem konnte MLP zwischen April und Juni 8.500 neue Kunden gewinnen, insgesamt betreut der Finanzdienstleister damit inzwischen 777.000 Kunden. Das verwaltete Vermögen stieg um vier Prozent auf 11,7 Mrd. Euro. Die Beraterzahl sank hingegen leicht auf 2.405. Das im Februar angestoßene Sparprogramm zeigt den Angaben zufolge inzwischen Wirkung. Die Fixkosten seien im zweiten Quartal um 11 Mio. Euro zurückgegangen. MLP will insgesamt in diesem Jahr 24 Mio. Euro sparen.
Der Finanzdienstleister will sich außerdem künftig auf den Kernmarkt Deutschland konzentrieren. Für das Österreich-Geschäft MLP Anfang der Woche einen Käufer gefunden. Für die Niederlande sucht das Unternehmen nach wie vor einen neuen Eigentümer. Auf Konzernebene sorgten die defizitären Auslandsbeteiligungen im zweiten Quartal erneut für einen Verlust von 5 Mio. Euro. Neben Kosten für die Aufgabe der Geschäftsbereiche, trug auch ein Steueraufwand für das bereits eingestellte Auslandsgeschäft in der Schweiz zu dem Minus bei.