Nicht alle US-Großbanken haben sich im zweiten Quartal gut geschlagen: Die Investmentbank Morgan Stanley schockte Anleger mit einem Verlust von knapp 1,3 Mrd. Dollar (916 Mio. Euro), nachdem sie vor einem Jahr noch einen Gewinn von gut einer Mrd. Dollar erzielte. Damit zeigte sie ein völlig anderes Bild als die heimischen Konkurrenten Goldman Sachs und JPMorgan Chase, die vergangene Woche glänzende Quartalszahlen präsentiert hatten.
Auch die Institute Wells Fargo, Bank of New York Mellon und U.S. Bancorp konnten Investoren mit ihren Ergebnissen nicht überzeugen. Die Börse war darauf nicht vorbereitet: Bankenwerte in Europa und den USA sackten ab. Die Leitindizes Dax und Dow Jones verloren an Wert.
Einer der Hauptbelastungen für Morgan Stanley war nach Angaben der Bank die Rückzahlung der Milliardenhilfen der US-Regierung. Dies habe einmalige Belastungen von rund 850 Mio. Dollar verursacht. Zudem lief das operative Geschäft schleppend: Die Netto-Erträge brachen um elf Prozent auf 5,4 Mrd. Dollar ein. Vor allem die Vermögensverwaltung und der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren sei nicht zufriedenstellend verlaufen, sagte Finanzchef Colm Kelleher in einem Interview mit Reuters TV.
Institute wie Goldman Sachs und JPMorgan hatten in den vergangenen Monaten an einem Boom bei Staats- und Unternehmensanleihen kräftig verdient. Auch der Deutschen Bank, die nächste Woche ihre Zahlen vorlegt, hat das nach Einschätzung von Analysten die Kassen gefüllt.
Die viertgrößte US-Bank Wells Fargo konnte ihren Gewinn im zweiten Quartal zwar um knapp die Hälfte auf 2,6 Mrd. Dollar steigern. Dennoch musste das in San Francisco ansässige Institut wie viele Konkurrenten die Risikovorsorge für faule Kredite deutlich erhöhen. Finanzchef Howard Atkins kündigte einen weiteren Anstieg an, gleichwohl sprach er von ersten Anzeichen für eine Erholung der Konjunktur. Wells Fargo hat von der Regierung ebenfalls Milliardenhilfen bekommen, diese aber noch nicht zurückbezahlt.
Der immer größer werdende Berg an faulen Krediten bereitet vielen Banken Kopfschmerzen. Auch bei der Bank of New York Mellon und U.S. Bancorp drückten gestiegene Kreditausfälle die Gewinne im zweiten Quartal. Bank of New York Mellon verdiente mit 267 Mio. Dollar zwölf Prozent weniger. Der Gewinn von U.S. Bancorp fiel um drei Viertel auf 221 Mio. Dollar. In den USA verlieren wegen der Wirtschaftskrise täglich tausende Menschen ihren Job. Die Arbeitslosenquote liegt inzwischen bei knapp zehn Prozent - so hoch wie seit 26 Jahren nicht mehr.