Energie-Projekt

Nabucco-Pipeline ist gescheitert

25.05.2012

BP erklärt ursprünglichen Plan für die Pipeline für tot.

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Das Gaspipeline-Projekt Nabucco, das unter anderem von der OMV jahrelang geplant worden ist, ist nun offiziell vom britischen BP-Konzern, der im Gasquellen-Konsortium Shah Deniz in der Kaspischen Region sitzt, für gescheitert erklärt worden. Die OMV wollte sich heute, Freitag, auf APA-Anfrage dazu nicht äußern. Die Nabucco-Gesellschaft mit Sitz in Wien verwies gegenüber der APA darauf, dass man nicht offiziell vom Shah-Deniz-Konsortium über die Entscheidung informiert worden sei.

Der zuständige BP-Manager Iain Conn hat bei einer gestrigen BP-Energiekonferenz in Berlin laut den deutschen Tageszeitung "Die Welt" und "Süddeutsche Tageszeitung" vom Freitag erklärt, dass das Angebot der Nabucco-Gesellschaft für den Gastransport von den Quellen aus der kaspischen Region nach Europa abgelehnt worden seien. "Die Version der klassischen Nabucco-Pipeline ist vom Tisch." BP ist Teil eines Konsortiums, das in Aserbaidschan Gas fördert und über den Pipeline-Transport nach Europa entscheidet.

EU-Kommission pocht auf Nabucco-Alternativen
"Wir wollen Gas aus Aserbaidschan", sagte Marlene Holzner, Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger, am Freitag. "Für uns als EU ist es egal, ob die Pipeline weiß oder schwarz ist und wie sie heißt." Die Sprecherin betonte, dass das ursprüngliche Angebot der klassischen Nabucco-Pipeline neben dem kürzlich abgegebenen Offert für eine verkürzte "Nabucco-West" noch immer auf dem Tisch sei.

Wichtig sei, dass die Pipeline denselben Zweck wie Nabucco erfülle. Für die EU-Kommission sei es daher bedeutend, dass es eine neue Pipeline gebe, vor allem in der Türkei, und Gas nicht nur über bereits bestehende Pipelines fließe. Dies müsse abgesichert sein durch transparente, internationale Regierungsabkommen mit den Liefer-und Transitländern.

© APA


Tarifangebot
Das Nabucco Konsortium habe ein Tarifangebot für die gesamte Nabucco-Strecke in September 2011 an das Shah Deniz Konsortium übermittelt, teilte die Nabucco Gas Pipeline International Gmbh mit Sitz in Wien schriftlich mit. Im Mai 2012 wurde zusätzlich ein Tarifangebot für die deutlich kürzere "Nabucco West"-Variante gelegt. Verhandlungen und Treffen zwischen den Nabucco-Shareholdern und den Shah-Deniz-Partners seien im Gang, um die beste Lösung zu finden. Eine Entscheidung vom Shah-Deniz-Konsortium für eine der beiden Varianten wird im Sommer erwartet, so die Nabucco-Projektgesellschaft.

Auch der deutsche Nabucco-Partner RWE will Reuters zufolge das ursprüngliche Konzept für die Nabucco-Gaspipeline nicht zu den Akten legen. Er sei zuversichtlich, dass die kürzere Version Nabucco West den Zuschlag bekommen werde, sagte RWE-Vorstandsmitglied Leonhard Birnbaum am Freitag. In diesem Fall würde wohl auch noch einmal über das ursprüngliche Konzept mit dem längeren Pipelineverlauf diskutiert werden.

Die ursprüngliche Nabucco ("Nabucco Klassik") mit einer Länge von 3.900 Kilometern soll den Plänen ihrer Betreiber zufolge nach wie von der türkisch-georgischen Grenze bis zum niederösterreichischen Gas-Hub Baumgarten gebaut werden und Gas aus der kaspischen Region nach Europa bringen. Beteiligt an der Nabucco-Projektgesellschaft sind neben der OMV und RWE auch die ungarische MOL-Tochter FGSZ, die türkische Botas, die Bulgarian Energy Holding und die rumänische Transgaz. Die Kosten für die "Klassik-Variante" waren vom Konsortium bis zuletzt mit 8 Mrd. Euro veranschlagt worden, es wurde aber eingeräumt, dass sich das Projekt weiter verteuern könnte. Aus Branchenkreisen wurden Summen von bis zu 15 Mrd. Euro genannt.

Die zuletzt ebenfalls ins Rennen um die Gasquellen entwickelte Variante "Nabucco West" soll dagegen nur 1.300 Kilometer lang werden und von der bulgarisch-türkischen nach Baumgarten führen. Über weitere Details hält sich die Nabucco-Gesellschaft bedeckt. Die Pipeline soll an das türkisch-aserbaidschanische Gaspipeline-Projekt TANAP andocken, das von der georgisch-türkischen Grenze quer durch die Türkei gebaut werden soll. Für die OMV sei es wichtig, dass Gas aus der kaspischen Region zum Gas-Hub Baumgarten komme, hieß es zuletzt immer wieder aus der OMV.

Die Türkei soll wegen des Nicht-Öffnens des Energiekapitels mit der EU dazu übergegangen sein, eine eigene Pipeline mit Aserbaidschan durch die Türkei bauen zu wollen.

 

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