Neuer Bank Austria-Chef sieht engere Grenzen

25.09.2009

Der neue Bank Austria-Chef Willibald Cernko prophezeit dem Bankensektor: "Eigenkapital wird zum limitierenden Faktor."

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Die Bank Austria-Mutter UniCredit ist eine der größten Banken Europas, vor allem jene mit dem größten Kreditbuch aller Banken. Am Dienstag (29.9.) entscheidet die Gruppe, wie in den nächsten Monaten die Eigenkapitaldecke in Mailand (UniCredit) und Wien (Bank Austria) aufgefüllt wird.

Italienischen Medienberichten zufolge soll Konzernchef Alessandro Profumo anstelle der bisher verhandelten Staatshilfen für 4 Mrd. Euro eine echte Aktienkapitalerhöhung favorisieren. Cernko: "Wir prüfen alle Optionen, die Kapitalbasis zu stärken. Ich gehe davon aus, dass wir am Dienstag im Board of Directors eine Richtungsentscheidung bekommen." Im gleichen Atemzug werde festgelegt, wie das Bank Austria-Eigenkapital gestärkt wird.

Beim Weltfinanzgipfel in Pittsburgh suchen Experten Wege, wie nach der Krise verhindert wird, dass große Banken noch größer und noch risikoanfälliger werden - damit für das "System" noch gefährlicher. Generell zeichnet sich ab, dass für riskantere Geschäfte mehr Kapital vorgehalten werden muss.

Zu Überlegungen, wonach die gesetzliche Eigenkapitalquote über die nächsten Jahre von 4 auf 6 % angehoben werden könnte, vor allem aber Partizipationskapital oder Ergänzungskapital nicht mehr fürs Kernkapital gezählt würde, hagelte es bereits Warnungen bei den heimischen Bankern.

Für Cernko ist ebenfalls nicht ganz einsichtig, wie man "zuerst Hilfe geben kann, und die dann wieder wegnimmt, indem man die Instrumente nicht anerkennt". Zur Jahresmitte (Ende Juni) hatte die Bank Austria 14,1 Mrd. Euro Eigenkapital. Die Kernkapitalquote (Tier 1 bezogen auf das Kreditrisiko) lag bei 8,58 Prozent, bezogen auf alle Risiken bei 7,53 Prozent. Die Core Tier 1-Ratio (Kernkapitalquote ohne Hybridkapital bezogen auf alle Risiken) betrug 7,2 Prozent.

Größe ist "wettbewerbsrelevanter Kostenvorteil"

Aus der Größe der UniCredit leite die Bank Austria einen wettbewerbsrelevanten Kostenvorteil ab, so Cernko. Ansonsten sei "Größe nicht alles". In Österreich kann die Bank Austria als Marktführerin nicht mehr viel größer werden. Der Markt hier sei konsolidiert.

Selbst wenn - wie von OeNB-Chef Ewald Nowotny vorhergesagt - die Bankenlandschaft in 5 Jahren nicht mehr wiederzuerkennen sein würden, wird die Bank Austria nach den Fusionen der vergangenen Jahre dabei keine aktive Rolle mehr spielen: "Ich sehe uns da nicht als den Player. Aber als aufmerksamen Beobachter".

Unter Cernko wird die Bank Austria fürs erste organisches Wachstum verfolgen. Der Akquisitionsstopp im Osten bleibt aufrecht, bis die Krise vorbei ist. Bis es in der Region wieder so ist wie es einmal war, dürfte laut Cernko das Jahr 2015 ins Land gehen.

Der Osten werde von Analysten heute nicht mehr so kritisch gesehen wie vor Monaten. Aus Osteuropa gibt es keinen Rückzug, auch nicht aus Problemregionen (Ukraine, Kasachstan): "Wir sind dorthin gegangen, um zu bleiben", sagte Cernko. Wegen der Wirtschaftskrise dürfte sich die Höhe der Kreditwertberichtigungen in 2010 in etwa auf dem Niveau von 2009 bewegen.

Für Osteuropa werde die Bank Austria in Wien zuständig bleiben, versichert Cernko, unabhängig von der Divisionalisierung nach Kundensegmenten. Sollte 2012 die Bank Austria Österreich als "Österreich-Bank" abgespaltet werden, wäre auch das nur ein rein technischer Schritt. Die Bank Austria im Markenauftritt nach außen zur "UniCredit Austria" zu machen, würde "überhaupt nicht diskutiert".

Weiter auf Eis liegt ein Verkauf der 3-Banken-Gruppe. Der war wegen der Finanzkrise mangels überzeugender Preise abgeblasen worden. Im ersten Quartal 2010 über die Bühne gehen soll der konzerninterne Verkauf der CAIB an die Schwester HypoVereinsbank. Im Kundengeschäft vorrangig ist für den ab 1.10. amtierenden obersten Bank-Austrianer, das durch die weltweite Finanzkrise ramponierte Vertrauen in Banken wieder zu bessern. Seine eigene Prämie sei zu mehr als der Hälfte von Kundenzufriedenheit und extern gemessenem Bank-Image abhängig. Cernko folgt nächste Woche Erich Hampel als Vorstandsvorsitzender der Bank Austria nach.

"Habe viele Haifische wegschwimmen sehen"

Mit 1. Oktober wird Erich Hampel (58) seinen Chefposten in der Bank Austria vorzeitig zurücklegen und zum Aufsichtsratsvize. "Ich werde mich als Aufsichtsrat an die Spielregeln halten", so Hampel. Aufsichtsratsmandate behält er im Konzern zudem in 5 Ostbankentöchtern sowie Organfunktionen in den Stiftungen. Auch das Notenbank-Mandat im Generalrat will er behalten.

Die Bank Austria hat nach Hampels Worten die Finanzkrise ganz gut überstanden. "Das soll nicht heißen, dass die Krise schon vorbei ist". Seine Gruppe werde daraus aber gestärkt hervorgehen, ist er überzeugt. Das dritte Quartal habe "Kontinuität" gezeigt.

Über Zeitungskommentare über sein zurückhaltendes Wesen während aller turbulenter Umstrukturierungen und Fusionen in der Gruppe kann Hampel heute schmunzeln: Dass geschrieben wurde, er wäre ein Goldfisch im Haifischbecken, damit könne er gut leben. Abgesehen davon, dass dies "naturwissenschaftlich schon sehr fragwürdig" sei. "Ich habe in diesen Jahren schon viele Haifische wegschwimmen sehen." Dass ihm ein Kommentator den Killerinstinkt eines Goldfisches attestierte, ließ ihn immer kalt: "Ich habe mich nicht so als Killer gesehen".

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