Gespräche abgebrochen

Noch keine Einigung bei Löhnen für Handel

17.11.2010


Hauptstreitpunkt war die Forderung nach einem Mindestlohn von 1.300 Euro.

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© APA/ROLAND SCHLAGER
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Die rund 450.000 heimischen Handelsangestellten müssen weiter auf ihren Lohnabschluss warten. Nach 10 Stunden sind sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter auch in der fünften und damit letzten regulären Kollektivvertragsrunde nicht einig geworden. Wann weiter verhandelt wird, steht derzeit noch nicht fest. Hauptknackpunkt war die Forderung der Gewerkschaft nach einem Mindestlohn von 1.300 Euro brutto für Vollzeitkräfte.

Chefverhandler Wolf: "Die sollen gescheiter verhandeln"
Die Gewerkschaft wird nun wie angekündigt den Druck erhöhen und bereits morgen, Donnerstag, beim Handelstag der Bundessparte Handel in Baden eine Aktion starten, sagte der Chefverhandler auf Arbeitnehmerseite, Manfred Wolf. "Die sollen gescheiter mit uns verhandeln, als ins Casino zu gehen", zeigte sich Wolf verärgert. In weiterer Folge sollen regionale Betriebsrätekonferenzen und ein bundesweiter Aktionstag folgen.

Wie berichtet hat es sich die Gewerkschaft für die diesjährigen Verhandlungen zum Ziel gesetzt, für die Angestellten einen Mindestlohn von 1.300 Euro brutto herauszuschlagen. "Die Arbeitgeber wollten uns einen Prozentsatz oder 1.300 Euro bieten. Solche Tauschgeschäfte machen wir aber nicht", sagte Wolf.

Aichinger: "Haben faires Angebot gemacht"
Fritz Aichinger, Chefverhandler der Arbeitgeber, sieht das naturgemäß etwas anders: "Wir haben ihnen 2 bis 2,3 Prozent geboten. Ich finde damit haben wir ein faires Angebot gemacht." Schließlich koste jeder Prozentpunkt 180 Mio. Euro. Außerdem müsse man in der Realität bleiben. Die Ertragslage sei nicht einfach, der Preisdruck im Handel enorm.

Belegschaftsvertreter Wolf indes kann die "unverständliche Haltung" der Arbeitgeber nicht nachvollziehen und fragt sich, ob der Sozialpartner überhaupt bereit sei, die Probleme in der Branche zu lösen.

Lehrlingsprämie
Bei den rahmenrechtlichen Fragen haben sich die Sozialpartner darauf verständigt, dass ab Jänner eigene Arbeitsgruppen zu Themen wie Zuschlagsregelungen tagen werden. Die Arbeitgeber haben eine Lehrlingsprämie von 100 bis 150 Euro für Lehrlinge mit gutem oder sehr gutem Lehrabschluss angeboten, so Aichinger.

Einigung vor Weihnachten?
Heute war bereits der letzte reguläre Verhandlungstermin. Im Vorfeld der KV-Runden betonte die Gewerkschaft, sie wolle die Gespräche vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts zum Abschluss bringen. Nächste Woche ist schon der erste Einkaufssamstag. Der Weihnachtsfriede ist also in Gefahr, ein Abschluss erst nach dem ersten Einkaufssamstag sei nicht auszuschließen, meinte Wolf. Im vergangenen Jahr sind die Verhandler erst in der sechsten Runde und einen Tag vor dem ersten Einkaufssamstag auf einen grünen Zweig gekommen, Protestaktionen auf der Wiener Mariahilfer Straße waren vorangegangen.

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