Dank starkem Wachstum zu Beginn ergibt sich für 2011 immer noch Zuwachs.
Österreichs Wirtschaft dürfte im zweiten Halbjahr stagnieren. Zu diesem Schluss kommt die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) in einer am Mittwoch veröffentlichten Prognose. Demnach gibt es im dritten Quartal nur mehr ein Plus von 0,1 Prozent und im vierten Quartal überhaupt kein Wachstum mehr (plus/minus 0,0 Prozent), jeweils gemessen im Vergleich zum Vorquartal.
Dank starkem Wachstum in der ersten Jahreshälfte ergibt sich für das gesamte Jahr 2011 aber immer noch ein Zuwachs von 2,9 Prozent - um 0,3 Prozentpunkte weniger als in der Juni-Prognose der OeNB. Auch Wifo (2,9 Prozent) und IHS (3,0 Prozent) gingen in ihrer am 30. September veröffentlichten Herbstprognose von einem deutlichen Wachstum für das Gesamtjahr 2011 aus.
Parallele Stagnation
Österreichs Wirtschaft wird "parallel zur internationalen Konjunkturentwicklung" stagnieren, hält die Nationalbank in ihrer neuen Prognose von Mittwoch fest. Gründe seien neben der globalen Konjunkturverlangsamung eine schwache Binnennachfrage, das Auslaufen des Lagerzyklus und die zunehmende Verunsicherung aufgrund der ungelösten europäischen Schuldenkrise. Trotz Senkung der Prognose bleiben die Prognoserisiken "mehrheitlich nach unten gerichtet". Risken sind globale Ungleichgewichte, die Schuldenkrise in mehreren europäischen Ländern und die Schwäche der US-Wirtschaft.
Die Unsicherheit über die weltweite Entwicklung habe bei Unternehmen und Konsumenten das Vertrauen untergraben. In der Exportwirtschaft sei die Wachstumsabschwächung bereits spürbar, die nominellen Güterexporte seien im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal kaum noch gewachsen. Der OeNB-Exportindikator vom Oktober zeige, dass auch im dritten Quartal der Zuwachs im Vergleich zum Vorquartal nur 0,8 Prozent betragen dürfte.
Kaum privater Konsum
Im Inland seien in den nächsten Monaten vom privaten Konsum keine nennenswerten Konjunkturimpulse zu erwarten. Trotz der bisher erfreulichen Arbeitsmarktentwicklung werden die real verfügbaren Haushaltseinkommen nur geringfügig steigen. Die erforderlichen Budgetkonsolidierungsmaßnahmen und die derzeit noch höhere Inflationsrate lassen wenig Spielraum für zusätzliche Konsumausgaben.
Die Investitionen haben sich nach der globalen Krise 2008 viel zu wenig erholt, um zu einer nachhaltigen Konjunkturstütze zu werden, so die OeNB. Die niedrigen Investitionen deuteten darauf hin, dass nicht Kapazitäten erweitert, sondern nur Ersatzinvestitionen getätigt wurden. Angesichts der allgemeinen Verunsicherung würden nun wieder Investitionen aufgeschoben.
Kaum Konjunkturimpulse
In Summe kommen von den beiden wichtigsten Wachstumsträgern der letzten Monate - Investitionen und Exporte - in der zweiten Jahreshälfte kaum mehr Konjunkturimpulse. Auch der sehr ausgeprägte Aufbau von Lagern gehe zu Ende, damit falle eine weitere Konjunkturstütze weg. "Etwas aufgehellt haben sich hingegen zuletzt die Aussichten für den Hochbau", verweist die OeNB in ihrer Aussendung auf einen positiven Aspekt.
Nach heutiger Prognose der OeNB wird das Wachstum 2011 im Vergleich zum Vorquartal von 0,8 Prozent im ersten Quartal über 0,7 Prozent im zweiten Quartal und 0,1 Prozent im dritten Quartal auf 0,0 Prozent im vierten Quartal zurückgehen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal sinkt das Wachstum von 4,3 Prozent im ersten Quartal über 3,5 Prozent im zweiten Quartal und 2,2 Prozent im dritten Quartal auf 1,6 Prozent im vierten Quartal.