Prognose angehoben

Österreichs Wirtschaft wächst schneller

01.07.2011

Exporte und Investitionen steigen 2011 unerwartet stark an.

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Dank einer unerwartet starken Expansion des Außenhandels und der Investitionen wächst Österreichs Wirtschaft heuer noch kräftiger als im Frühjahr angenommen. Wifo und IHS haben am Freitag die BIP-Wachstumsprognose von knapp 2 1/2 Prozent auf 3,0 Prozent angehoben, für 2012 sehen die beiden Institute aber weiterhin nur um die 2 Prozent realen Anstieg - das IHS ist hier mit 2,1 Prozent etwas optimistischer als das Wifo mit 1,8 Prozent.

Starkes Anziehen
Grund für die neuerliche Aufwärtsrevision des BIP für 2011 ist ein unerwartet starkes Anziehen der Warenex- und -importe sowie umfangreichere Ausrüstungsinvestitionen der heimischen Betriebe. Begünstigt wird dies von Impulsen der Weltwirtschaft, die sich heuer aber abschwächen dürften. Auch nehmen die internationalen Konjunkturrisiken aus Sicht von Wirtschaftsforschungsinstitut und Institut für Höhere Studien zu. Verwiesen wird dazu etwa auf die hohen Rohstoff- und Energiepreise, die US-Schuldenkrise und die Griechenland-Turbulenzen, die für Unsicherheit im Euro-Raum sorgen.

Wegen der teuren Energie, namentlich Öl, klettert die Inflationsrate in Österreich heuer auf 3,2 (Wifo) bzw. 3,0 Prozent (IHS) - davon sind aber 0,4 Prozent "hausgemacht" durch neue Steuern oder Steuererhöhungen etwa auf Mineralöl, Tabak, Flugtickets. 2012 dürfte die Teuerungsrate auch nur auf 2,6 bis 2,3 Prozent sinken.

Beschäftigungsplus kommt zum Stillstand
Das Beschäftigungsplus durch den Konjunkturaufschwung dürfte sich heuer verlangsamen, sodass der Rückgang der Arbeitslosigkeit zum Stillstand kommt, glauben die Experten. Sie erwarten für 2011 und 2012 mehr als 4 Prozent Arbeitslosenquote nach Eurostat-Definition bzw. rund 6 1/2 Prozent nach nationaler Rechnung.

Stärkerer Defizitabbau
Die kräftige Konjunktur sollte zu einem stärkeren Defizitabbau genutzt werden, mahnt das IHS. Beide Institute sehen das Defizit des Staatshaushalts (laut Maastricht) von 4,6 Prozent im Vorjahr heuer auf 3,1 Prozent sinken. 2012 sollte ein weiterer Rückgang auf 2,9 (Wifo) bzw. 2,5 Prozent (IHS) möglich sein - "sofern Länder und Gemeinden ihre im neuen Stabilitätspakt festgelegten Defizitziele einhalten können", wie das Wifo betont.

Die Weltwirtschaft wächst nach wie vor kräftig, getragen von Schwellenländern in Asien und Lateinamerika. Das Wifo rechnet heuer mit 4,1 Prozent realem BIP-Plus weltweit nach 4,9 Prozent im Vorjahr, für 2012 dann mit 4,2 Prozent. Der Welthandel nimmt laut IHS heuer um 7,5 Prozent zu, nur mehr halb so kräftig wie 2010, nächstes Jahr sollen es 7,0 Prozent sein, wie am Freitag erklärt wurde.

Wachstums-Lokomotive Deutschland
Im Euroraum, der heuer um fast 2 Prozent expandieren dürfte und nächstes Jahr zumindest um 1,5 Prozent, bleibt Deutschland die Wachstums-Lokomotive. Für den Haupthandelspartner Österreichs rechnet das Wifo heuer mit 3,4 Prozent realem BIP-Plus, das IHS mit 3,5 Prozent; 2012 wird eine Abschwächung des Anstiegs auf 1,8 bzw. 2,2 Prozent gesehen. Das Wachstum in der gesamten Europäischen Union (EU-27) dürfte etwas höher ausfallen als in der Eurozone.

 In den USA dürfte sich das Wachstum von im Vorjahr 2,9 Prozent heuer und 2012 auf rund  2 1/2 Prozent abschwächen, erwarten beide Institute. China wächst weiter kräftig - nach 10,3 Prozent im Vorjahr heuer um 9,5 Prozent und nächstes Jahr um 8,5 Prozent, auch hier gehen Wifo und IHS konform.

In Österreich profitiere die Sachgütererzeugung erheblich von der starken Exportausweitung, sagt das Wifo. Dank der guten Konjunktur steigen die Ausrüstungsinvestitionen. Mit der leichten Abschwächung des Wachstums dürfte sich aber die Investitionsbereitschaft der Unternehmen etwas abkühlen.

Konsumausgaben
Die Konsumausgaben der Privathaushalte wachsen weiter nur mäßig, etwa um jeweils rund ein Prozent real. Grund dafür ist die schwache Einkommensentwicklung. Die verfügbaren Einkommen der Privathaushalte dürften laut Wifo zwar heuer um 0,7 und 2012 um 1,2 Prozent wachsen sowie die nominellen Brutto-Löhne und -Gehälter pro Kopf um 2,7 bzw. 3,2 Prozent - durch die hohe Inflation gehen die Pro-Kopf-Einkommen heuer netto aber um 0,8 Prozent zurück und steigen auch 2012 nur um 0,3 Prozent, erwartet das Wifo; 2010 hatte es ein reales Netto-Minus von 0,7 Prozent gegeben nach noch 2,7 Prozent Plus 2009.

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit kommt zum Stillstand: Heuer dürfte die Zahl der unselbstständig aktiv Beschäftigten in Österreich noch um 52.000 (Wifo) bzw. 55.000 (IHS) steigen, 2012 aber wegen der nachlassenden Konjunkturdynamik nur noch um 0,9 Prozent bzw. fast nur noch halb so stark, glaubt auch das IHS. Die Zahl vorgemerkter Arbeitsloser wird laut Wifo mit 241.800 bzw. 244.800 heuer und nächstes Jahr anhaltend hoch bleiben; im Vorjahr waren es 250.800, 2009 im Jahresschnitt 260.300. Heuer dürften immerhin noch um 30.000 Personen mehr arbeitslos sein als im Jahr 2008.

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