"Wirtschaftliche Katastrophe"

Polit-Elite warnt vor Euro-Aus

30.07.2012

Hoffen auf EZB und Deutschland: Schäuble traf US-Finanzminister Geithner auf Sylt.

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© Reuters
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Die Krise wird lebensbedrohlich für den Euro, warnt Europas Polit-Elite. Die Erwartungen an EZB-Chef Mario Draghi und Deutschland steigen.

„Die Welt redet darüber, ob es die Euro-Zone in einigen Monaten noch gibt“, warnt Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker.

Neue Maßnahmen seien nötig: Die Euro-Länder sollten sich darauf vorbereiten, zusammen mit dem Rettungsfonds EFSF und der Europäischen Zentralbank Staatsanleihen maroder Eurostaaten aufzukaufen.

Bisher war Deutschland strikt gegen diese Vorgangsweise.

Zumindest Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), scheint fest entschlossen, den Euro zu retten. „Die EZB wird alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten“, sagte Draghi zuletzt in London. Die Finanzmärkte reagierten mit deutlichen Kursgewinnen.

Doch die Zeit drängt. Der britische Ex-Premier Tony Blair sagte in der deutschen Bild-Zeitung, die Krise sei von existenzieller Bedeutung für Europa, und forderte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zum Handeln auf, denn: „Den Euro aufzugeben wäre eine Katastrophe; und zwar wirtschaftlich, nicht nur politisch.“

US-Finanzminister erhöht Druck auf Deutschland
Sogar US-Finanzminister Timothy Geithner flog am Montag auf die deutsche Nordsee-Insel Sylt, wo der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble seinen Urlaub verbringt. Auch Geith­ner hadert mit Berlin: Aus US-Sicht tut die deutsche Regierung zu wenig, um eine Ausweitung der Euro-Krise zu verhindern: Das reiche Deutschland solle mehr Geld zur Verfügung stellen.

Doch Berlin bleibt (noch) stur: Eine Schulden-Union komme nicht infrage. Ob EZB-Chef Draghi das auch so sieht, wird sich sehr bald klären müssen.
 

Griechen kürzen jetzt Pensionen

Noch 11,5 Milliarden Euro – so viel muss Athen zusätzlich einsparen, will es den Euro behalten.

Griechenlands Premier Antonis Samaras muss in den kommenden zwei Jahren noch einmal 11,5 Mrd. Euro einsparen. Wie, das wird jetzt in der griechischen Koalition debattiert, wobei gestern erste Beratungen ergebnislos blieben. Man will in den nächsten Tagen weiter verhandeln. Es gibt zahlreiche Vorschläge mit sozialem Sprengstoff: Pensionen werden bei 2.200 Euro gedeckelt. Andere Renten über 1.000 Euro sollen bis 15 % gekürzt werden. Das Pensionsalter steigt von 65 auf 67 Jahre. In Staatsbetrieben wird der Lohn bis zu 50 % gekürzt.

Aber auch neuer Sozialbetrug wurde von der Zeitung Ta Nea aufgedeckt: 731 Griechen überwiesen illegal eine Milliarde Euro ins Ausland. Von diesen 731 waren aber 403 offiziell ohne jedes Einkommen.

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