Teuerungswellen

Preis-Lawine bei Strom 
& Sprit

29.12.2010

Strompreis explodiert um 108 Prozent. Benzin- & Strompreis auf Rekordhoch.

Zur Vollversion des Artikels
© TZ ÖSTERREICH/Singer
Zur Vollversion des Artikels

Der Strompreis in Österreich explodiert. Seit 2004 sind die Kosten für die Kunden – je nach Anbieter – um mehr als das Doppelte gestiegen. Und das, obwohl die Großhandelspreise seit 2008 stetig sinken. Eine Erhöhung von 108 Prozent hat Wienstrom in den vergangenen sechs Jahren vorgenommen. Auch die Preissteigerungen bei der steirischen Steweag (98 %) und der niederösterreichischen EVN (93 %) sind saftig ausgefallen. Ein Durchschnittshaushalt zahlt heuer eine um 162 Euro höhere Stromrechnung als im Jahr 2004.

Preise müssten seit halbem Jahr wieder sinken
Die Gründe für die hohen Strompreise sind selbst für die Regulierungsbehörde e-control nicht mehr nachvollziehbar. „Die Anbieter argumentieren, dass sie sehr große Mengen eingekauft haben, als der Großhandelspreis noch sehr hoch war“, erklärt Johannes Mayer von der e-control. „Doch das war zuletzt im ersten Halbjahr 2008 der Fall.“ Laut Mayer müssten die Strompreise seit mindestens einem halben Jahr wieder sinken. Doch auch für Jänner 2011 ist kein Preisnachlass in Sicht.

© TZ ÖSTERREICH


Bei den Anbietern aus allen Bundesländern ist der Preis (Cent/kWh) seit 2004 gestiegen. Bei Wienstrom hat sich Preis mehr als verdoppelt.

Ministerium darf seit Liberalisierung nichts tun
Warum greift nicht das zuständige Wirtschaftsministerium ein? „Es ist nicht Aufgabe des Ressorts, den Strompreis zu regeln“, sagt Minister Reinhold Mitterlehner in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung. Hintergrund: Seit der Liberalisierung des Strommarktes darf die Politik gar nicht mehr eingreifen. Die Behörde e-control kann lediglich Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht (etwa Absprachen) melden.

Tipp der Stromexperten: öfter den Anbieter wechslen, dann kommt man als Kunde günstiger davon.

Auch Heizkosten sind empfindlich gestiegen
Nicht nur die Strompreise, auch die Kosten fürs Heizen sind seit 2007 stark angestiegen. Nach der Wohnungsmiete machen Heizkosten bereits den größten Anteil am Haushaltsbudget aus.

Am stärksten betroffen sind Menschen, die mit Öl heizen. Hier beträgt die Teuerung in den vergangenen drei Jahren 18 Prozent. Im Jahr 2008 hat es aufgrund von Spekulationen einen absoluten Höchstwert gegeben, dann fiel der Ölpreis wieder. Seit 2009 zeigt der Trend wieder stark aufwärts.

Auch die Preise für Heizungen mit Erdgas (plus 12 Prozent) und Strom (plus 15 Prozent) sind empfindlich gestiegen. Am billigsten und umweltfreundlichsten kommen all jene weg, die mit Holz heizen.

Benzin so teuer wie vor der Krise
Die Spritpreise sind derzeit so hoch wie zuletzt im Rekordjahr 2008. Derzeit zahlt man für einen Liter Super 1,237 Euro. Ein Liter Diesel kommt auf 1,169 Euro. Damit zahlen wir für eine Tankfüllung Diesel um 8 Euro mehr als noch vor einem Jahr, als der Sprit aufgrund der Krise noch günstiger war.

© TZ ÖSTERREICH


Die Gründe für die schwindelerregenden Preise sind für die Autofahrerklubs nur zum Teil nachvollziehbar: „Wir sind im Winterschock“, sagt Lydia Ninz vom ARBÖ. „Wenn der Preis für Heizöl steigt, wird auch Diesel teurer, das ist technisch dasselbe Produkt. Bei Benzin schlagen die Spekulationen am Markt zu, die Erhöhungen sind nicht zu erklären.“ Traditionell gehen die Preise auch nach oben, wenn Feiertage und Ferien vor der Türe stehen.

Im kommenden Jahr wird auch noch die MöSt angehoben. Damit werden Diesel und Benzin noch einmal um 6 Cent bzw. 4,8 Cent teurer. Die Weitergabe an die Kunden sollte aber erst in ein bis zwei ­Wochen geschehen.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel