RZB und Raiffeisen Centrobank sind für den heimischen Aktienmarkt heuer verhalten optimistisch - der Weg nach oben wird "mühsam", aber es geht aufwärts. Deutlich zulegen sollen 2010 und auch 2011 die Unternehmensgewinne mit einem Plus von rund 30 respektive 35 % - nach Einbrüchen um fast 53 % in 2009. In den Prognosen nicht berücksichtigt sind die "Einmaleffekte" (Abschreibungen), mit denen die Unternehmen ihre Ergebnisse aufpolieren. "Nicht bereinigt würden die Gewinne heuer um bis zu 70 % zulegen", so RCB-Chefanalystin Birgit Kuras.
"Die griechische Tragödie wird derzeit von einem Konjunkturoptimismus aus den USA verdrängt - hin und wieder tauchen Befürchtungen um Zinserhöhungen und Inflation auf", erklärte Kuras. In den Unternehmen selbst sei die Meinung über einen Aufschwung äußerst unterschiedlich.
Der Börsenplatz Wien habe sich heuer mit einem Plus von 9 % "sehr wacker geschlagen". Trotz der Aufregung um Griechenland und der Diskussion über die Bankenabgabe, die den bankenlastigen Leitindex in Wien belastete, gebe es eine Erholungsdynamik, da eine Zinsanhebung noch auf sich warten lasse.
Bei den Unternehmensergebnissen seien heuer "sehr deutliche Erhöhungen" zu erwarten. Der Markt werde von "robusten Wirtschaftsdaten " und dem "Ausbleiben von Zinserhöhungen" geprägt. Zu leichten Verzerrungen könnte allerdings eine Bankensteuer oder CO2-Abgabe führen.
Betreffend Wirtschaftswachstum sei nicht mit den großen Sprüngen zu rechnen, doch liege Österreich heuer mit einem BIP-Anstieg von voraussichtlich 1,5 % marginal über dem EU-Schnitt - nachdem im Vorjahr mit einem Einbruch um 3,6 % der stärkste BIP-Rückgang seit den 50er Jahren verzeichnet worden ist. Die konjunkturunterstützenden Maßnahmen dürften heuer aufrecht bleiben, erwarten die Raiffeisen-Analysten. 2011 soll die heimische Wirtschaft den Prognosen zufolge um 1,9 % zulegen.
Q2: ATX wieder bei 3.000 Punkten gesehen
Für den Leitindex der Wiener Börse ist Raiffeisen für das 2. Quartal "recht zuversichtlich": "Wir gehen davon aus, dass der ATX im 2. Quartal die 3.000er-Marke erreicht", so Kuras. Derzeit hält der Wiener Leitindex bei 2.690 Zählern.
Aber natürlich könnten eine weitere griechische Tragödie und eine Rücknahme der Liquidität zu Rücksetzern führen. Zum Jahresende dürfte der ATX "leicht unter 3.000 Punkten" liegen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zwischen 14 und 15 sei der ATX heuer "nicht rasend billig, aber durchaus in Ordnung". Im kommenden Jahr soll das KGV dann bei rund 11 liegen.
Top-Picks: RHI, Wienerberger
Auf der Empfehlungsliste für den Aktienkauf stehen bei Raiffeisen der Feuerfest-Konzern RHI und der Baukonzern Wienerberger. Die RHI soll von einer steigenden Nachfrage einiger Hauptkunden wie zum Beispiel Arcelor-Mittal profitieren, die ihre Auslastung voraussichtlich erhöhen werden. China frage Rohstoffe sehr stark nach und unterstütze damit den gesamten Grundstoffsektor.
"Im Bausektor sehen wir weiter solide Auftragsbestände - auch wenn die Unternehmen gezwungen sein werden, ihre Preise zu senken, sehen wir im Bauvolumen keine dramatische Delle", sprach sich der Chef der Unternehmensanalyse bei der RCB AG, Stefan Maxian, für den weltgrößten Ziegelhersteller aus Österreich aus.