Raiffeisen International übertrifft Erwartungen

23.03.2010

Nach dem neuerlichen Krisenjahr 2009 hat Raiffeisen International (RI) angekündigt, die Dividende für das abgelaufene Jahr von 93 auf 20 Cent zu kürzen. Der Gewinn je Aktie ist - wegen hoher Abschreibungen in den von Konjunktureinbrüchen getroffenen Ländern des Ostens - von 6,39 Euro auf 99 Cent gesunken. Dennoch hat die Bank mit ihren Zahlen die Analystenerwartungen übertroffen. Weiter regiert hat der Sparstift. Tiefrot beendete die Tochterbank in der Ukraine das Jahr.

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© TZ Oesterreich Mueller Christian
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Nach teuren Kreditabschreibungen auf Kredite in der Konzernbilanz (IFRS) waren auf lokaler Ebene noch "Impairments" zu verkraften: Im Detail eine Firmenwertabschreibung in der Ukraine (Raiffeisen Bank Aval) in Höhe von 270 Mio. Euro. Wertberichtigungen und Vorsorgen auf faule Kredite belasteten die Bank in Kiew mit einer halben Milliarde Euro. Fast ein Viertel der Kundenkredite im Ukraine-Geschäft ist notleidend.

Nach Bankangaben traf diese 270-Millionen-Firmenwertabschreibung allerdings nur den Einzelabschluss von Raiffeisen International (UGB-Bilanz), nicht die nach IFRS erstellte RI-Gruppenergebnisrechnung, weil die ukrainische Währung kräftig abgewertet hat. Und die Währungseffekte belasteten das Eigenkapital. Die Buchung erfolgte damit gegen das Kapital. In der IFRS-Ergebnisrechnung schlug sich diese Abwertung demnach nur in einem um 11 Mio. reduzierten Buchwert nieder.

Ein Drittel aller RI-Kunden

Die Ukraine-Tochter, seit 2005 im Konzern, ist die viertgrößte Bank des krisengeschüttelten Landes. Ende 2009 hatte sie 4,8 Mio. der insgesamt 15,1 Mio. Kunden des ganzen RI-Konzerns. In der Ukraine-Bank arbeiteten 15.200 Mitarbeiter in 953 Filialen. 181 Filialen wurden zuletzt geschlossen, fast 2.000 Jobs abgebaut. Die Kundenkredite beliefen sich auf 4,4 Mrd. Euro - bei einer Bilanzsumme von knapp 5 Mrd. Euro.

Die notleidenden Kredite in der Ukraine-Tochter wuchsen 2009 um 172 % auf 1,041 Mrd. Euro. Die Wertberichtigungen und Vorsorgen für faule Kredite mussten um fast 200 Prozent auf 499 Mio. Euro aufgestockt werden. Den Krediten standen nach Institutsangaben Einlagen von Kunden von 2,3 Mrd. Euro gegenüber. Ende 2009 erhöhte Raiffeisen das Kapital in der Ukraine-Tochter um 73 Mio. Euro. Von der EBRD gab es nachrangige Kredite über 150 Mio. Dollar. Die Bank Aval schloss laut heutiger Bilanz das Jahr 2009 mit einem Nettoverlust von 160 Mio. Euro.

Risikovorsorgen massiv aufgestockt

Die vorgelegten Bilanzzahlen von RZB und der Tochter Raiffeisen international waren zum Großteil bereits bekannt: Um 95 Prozent auf 2,247 Mrd. Euro aufgestockt hat der RZB-Konzern seine Kreditrisikovorsorgen. Davon entfiel der Löwenanteil auf die Vorsorgen bei der RI. Bei der Raiffeisen International sind die Risikovorsorgen für Kredite massiv auf 1,738 Mrd. (780 Mio.) Euro gestiegen - ein Zuwachs um 123 %. Die Bank hat aber auch Kredite verkauft, was Erträge brachte.

Der Nettogewinn der RZB-Ostbankentochter RI brach wegen der Kreditvorsorgen um mehr als 78 % auf 212 (Vorjahr: 982) Mio. Euro ein (Jahresüberschuss nach Minderheiten). Der ganze RZB-Konzern vermeldete (bisher vorläufig) 2009 einen Nettogewinn von 433,4 Mio. Euro, nach einer "schwarzen Null" von 47,7 Mio. Euro im ersten Finanzkrisenjahr 2008.

Weitere Kennzahlen: Die RZB-Bilanzsumme sank im Jahresabstand leicht um 5,7 % auf 147,9 Mrd. Euro. Bei der RI gab es einen Rückgang um 10,7 % auf 76,3 Mrd. Euro. RI meldet beim Betriebsergebnis einen Rückgang um 8,5 % auf 2,056 Mrd. Euro. Es waren die letzten getrennten Bilanzen vor Fusion zur neuen "Raiffeisen Bank International".

Weitere RI-Details: Die Cost/Income Ratio besserte sich auf 52,5 % (-1,5 Prozentpunkte), der Return on Equity vor Steuern sank allerdings wegen der Wertberichtigungen ganz kräftig um 16,3 Prozentpunkte auf 5,7 %. Kosten wurden reduziert, vor allem der Personalaufwand sank um 17 %.

Die durchschnittliche Anzahl der Mitarbeiter des Konzerns (Vollzeitäquivalent) sank 2009 um 2 % oder 1.268 auf 60.186. Die Zahl der Mitarbeiter belief sich zum 31. Dezember 2009 auf 56.530. Zum Vergleich: Zum Ultimo 2008 waren es noch 63.376 Mitarbeiter. Dies bedeutet einen Rückgang um 6.846 Beschäftigte oder 11 %. Raiffeisen International steuert ein Bankennetzwerk in insgesamt 17 Ländern in Zentral/Osteuropa, Südosteuropa und GUS/Russland.

Zwei Varianten bei Raiffeisen-Fusion

Wer bei der Raiffeisen-Fusion wen schluckt, ist nach Vorstandsangaben unterdessen noch nicht geklärt. Im Markt war zuletzt davon die Rede, dass die RZB in die Tochter Raiffeisen International (RI) eingebracht wird. Immer noch steht aber auch die umgekehrte Form im Raum. Dazu RZB-Chef Walter Rothensteiner: "Wir haben zwei Varianten: Die Fusion nach unten oder die Fusion nach oben. Das wird sich nächste Woche entscheiden." In beiden Fällen aber würde das "Zentralinstitut Österreich" nach oben abgespaltet.

Die Frage, wie die Fusion ablaufen wird, werde nächste, spätestens übernächste Woche entschieden. "Da gibt es jede Menge rechtlicher Vorschläge, es gefährdet die Geschichte aber nicht". Jede der Varianten habe Vor- und Nachteile. Nach derzeitiger Rechnung machte es steuerlich keinen Unterschied, ob man nach oben oder nach unten fusioniere. Fest steht, dass die gesellschaftsrechtliche Wiedervereinigung rückwirkend per 1. Jänner erfolgen wird.

Dass sich die Anleger sofort nach der Fusion auf eine Kapitalerhöhung einzustellen haben, sei nicht der Fall, so die Banker. "Wir setzen die Aktion nicht auf, um rasch und unmittelbar zu Kapital zu kommen", so Rothensteiner. In welcher Größenordnung die Fusion den bisher mit knapp 30 % bezifferten Streubesitz verwässert, wurde nicht gesagt. Hinweise auf Bewertungen und Austauschverhältnisse wurden peinlichst vermieden. "Es wird ein ordentlicher Streubesitz überbleiben", sagte Rothensteiner. Es brauche keiner Sorge haben, dass es am Schluss nur mehr drei Prozent seien.

Die Raiffeisen-Bankengruppe wolle man mittelfristig mit rund 70 % als Aktionäre in der fusionierten Bank erhalten. Wenn man sich aber die neuen Basel-III-Eigenkapitalvorschriften ansehe, wisse man nicht, was alles auf die Beteiligten zukomme, gab Rothensteiner zu bedenken. Mit Basel III werde freilich mehr Kapital notwendig sein. "Das heißt aber nicht, dass wir uns bei der nächsten Kapitalerhöhung unter 70 % fallen lassen", fügte er hinzu.

Der bisherige RI-Chef und künftige Chef der Fusionsbank Herbert Stepic wurde gefragt, wie lang er an der Spitze der Bank stehen werde. Er bleibe solange an Bord, meinte Stepic, solange diese Flotte unter Volldampf fahre. Solange es die Aktionäre wollten, werde er zur Verfügung stehen. "Wenn ich mit 60 in Pension gegangen wäre, hätte ich die unheimlich interessante Krise nicht erlebt." Die RI habe kein deklariertes Personalabbauprogramm mehr. Auch 2010 werden weiter Stellen abgebaut, um die Effizienz zu steigern. RI-Finanzchef Martin Grüll geht davon, dass mit den Road Shows in den nächsten Tagen die Stimmung an den Märkten wieder beruhigt.

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