Raiffeisenzentralbank (RZB) und Raiffeisen International (RI) haben den weiteren Zeitplan für ihre Fusion erläutert, sich bei der Bewertung der beiden Banken aber nicht in die Karten blicken lassen - lediglich den Streubesitz des Fusionsinstituts bezifferten sie konkret mit 21 bis 22 %.
Auch das neue fusionierte Institut sei "komfortabel kapitalisiert", ein weiterer Kapitalbedarf sei wenigstens im heurigen Jahr nicht absehbar, beteuerten RZB-Chef Walter Rothensteiner und RI-Boss Herbert Stepic bei einer Pressekonferenz in Wien. Langfristig freilich will Raiffeisen "die Finanzierungsmöglichkeiten über den Finanzmarkt nutzen".
Das fusionierte Institut, das voraussichtlich "Raiffeisenbank International AG" heißen wird, wird (pro forma) über ein Tier 1-Kapital von 8,4 Mrd. Euro oder eine Kernkapitalquote von 9,1 Prozent verfügen (1,75 Mrd. davon werden als staatliches Partizipationskapital von der "Banken-ÖIAG" FIMBAG gestellt). "Wir fühlen uns auch bei dem prognostizierten gemäßigten Wachstum ausreichend kapitalisiert", sagte Stepic, der Vorstandschef der künftigen Raiffeisenbank International AG werden soll.
Nur eine größere Übernahmechance in Osteuropa könnte laut Stepic eine Kapitalerhöhung notwendig machen - "ich glaube man kann momentan aber generell sagen, das ist kein Thema". Das neue Institut wird von Stepic und Karl Sevelda geführt. Am Montag hatten die Vorstände von RZB und RI formell beschlossen, die Fusion den Aktionären vorzulegen. Die Anleger goutierten die Raiffeisen-Erklärungen dazu: die Aktie legte am Dienstag bis 13 Uhr um fast 6 % auf 38,07 Euro zu.
Dass weitere Risikovorsorgen für osteuropäische Kredite mehr Eigenkapital notwendig machten, sei unwahrscheinlich, weil der Vorsorgebedarf zurückgeht, sagten die Giebelkreuz-Manager. Die Rückzahlung des immerhin mit rund acht Prozent verzinsten staatlichen Partizipationskapitals ist für Rothensteiner derzeit kein Thema.
Der RZB-Vorstandschef argumentierte, man könne ein solches Vorgehen den "Kleinaktionären" der Bank schwer zumuten, das PS-Kapital sei überdies nicht kündbar und werde erst in neun Jahren teurer. Die RZB zahlt nach früheren Angaben freilich schon jetzt jährlich 140 Mio. Euro Zinsen für die Kapitalspritze.
Auch bei den geplanten Verschärfungen der Eigenkapitalvorschriften werde nicht so heiß gegessen wie gekocht, argumentiert man bei Raiffeisen - speziell dann, wenn Minderheiten doch für das Eigenkapital anerkannt würden. Die internationalen Bankenregulierer würden sich schon noch bewusst werden, dass sich ihre ursprünglichen Pläne "ganz Europa nicht leisten" könne.
Streubesitz zwischen 21,2 und 22 %
Den Streubesitz der Raiffeisenbank International AG bezifferte das Raiffeisen-Management am Dienstag mit 21,2 bis 22 % - gegenüber den 27,2 %, über den die RI aktuell verfügt. Die neue Bank wird weiter an der Börse notieren und - anders als die RI - über eine Banklizenz verfügen. Am 30. Mai sollen alle Fusionsunterlagen veröffentlicht und zu den Jahreshauptversammlungen geladen werden, auf denen am 7. und 8. Juli (RI) die Aktionäre über die Fusion abstimmen sollen. Im Herbst soll dann die Fusion ins Handelsregister eingetragen werden.
In welchem Ausmaß die künftige RZB-Holdingbank sich bei künftigen Aufstockungen verwässern lassen könnte, darüber wollte Rothensteiner nicht spekulieren, meinte aber, es sei klar, dass die 78 % an der Fusionsbank eine "Obergrenze" darstellten - nach unten gebe es "Spielraum". Rothensteiner wird Chef der neuen RZB-Holdingbank und Aufsichtsratspräsident der Raiffeisenbank International.
In die neu entstehende Holdingbank, der Rothensteiner vorstehen wird, werden wesentliche Beteiligungen der heutigen RZB eingebracht, u.a. die Raiffeisen Kapitalanlage Gesellschaft (RCM), die UNIQA, die Raiffeisen Invest-Gesellschaft mit den Printmedienbeteiligungen, die Leipnik Lundenburger (LLI), die Anteile an der Volksbanken AG und Kreditkartenserviceunternehmen. In die Fusionsbank sollen unter anderem die Centrobank, die Raiffeisen Leasing und die Kathrein Bank kommen.