Raiffeisen, Bank Austria und Erste Group wurden von der US-Agentur Moody’s herabgestuft.
Um 1.45 Uhr in der Nacht auf Mittwoch kam per Eil-Meldung der Schock für Österreichs Top-Banker: Die US-Ratingagentur Moody’s schlug wieder zu, stufte auf einen Schlag die drei heimischen Großbanken Raiffeisen Bank International (RBI), Erste Group und Bank Austria (BA) herab. Besonders hart traf es die Erste: Die Bewertung ihrer Verbindlichkeiten und Einlagen wurde gleich um zwei Stufen gesenkt, bei RBI und BA senkte Moody’s die Benotung um eine Stufe.
Austro-Banken: 236 Mrd. Euro Exposure im Osten
Als Begründung für die Abstufung nannte Moody’s einmal mehr for allem das Risiko der Banken in Osteuropa. Im Detail:
- Das sich verschlechternde Konjunktur-Umfeld in einigen Kernmärkten der betroffenen Banken in Zentral- und Osteuropa (CEE) mache die Institute anfälliger.
- Die Risiken durch Problemkredite der Austro-Banken in Osteuropa würden auch heuer hoch bleiben.
- Moody’s kritisiert zudem das vergleichsweise geringe Eigenkapital der Institute. Gemessen an ihren Risiken seien RBI, Erste und BA schwach kapitalisiert. Die Banken weisen das zurück.
Zur Erläuterung: In Summe liegt das Exposure der heimischen Institute im Osten laut Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bei 236 Milliarden Euro.
Besonders groß ist der Ärger über die Abstufung wohl bei RBI-Chef Herbert Stepic. Er ist der Osteuropa-Pionier unter den Bankern, hat die Strategie der Bank ganz auf diesen Sektor ausgelegt. Probleme hat die RBI in Ungarn, auch in der Ukraine. Für Erste-Chef Andreas Treichl bleibt Rumänien ein Sorgenkind. Die BA ist als Tochter der italienischen UniCredit für das Osteuropa-Geschäft zuständig. Außer in Kasachstan gibt es keine Verluste.
Nowotny: Abstufung „nicht überbewerten“
„Dass die Amerikaner Zentral- und Osteuropa als Risiko ansehen, ist nicht neu. Sie haben zu dieser Region eine vorgefasste Meinung. Das war schon bei der Herabstufung Österreichs der Fall“, heißt es aus der Erste Group. Trotz aller Probleme sehe man in der Region weiter Wachstumschancen, sind sich die Banker einig.
Zunehmend legen die Institute aber den Schwerpunkt auf den Heimmarkt Österreich. Die BA ist hier mit einer großen Service-Offensive unterwegs. Auch die Erste fokussiert immer stärker auf Österreich.
Die Rückstufung der drei österreichischen Banken dürfe man nicht überbewerten, sagt Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny. Es sei bereits viel geschehen, um das Risiko in Osteuropa zu reduzieren.
Auch Moody’s selbst war am Mittwochnachmittag um Beruhigung bemüht: Alles in allem sei das Geschäftsmodell der Austro-Banken „haltbar und profitabel“, so der für Österreichs Banken zuständige Moody’s-Analyst Mathias Külpmann.
Banken in ganz Europa wackeln
Die Banken sind erneut ins Zentrum der Euro-Krise gerückt:
- Spanien-Debakel: Das Milliarden-Desaster der spanischen Banken wird Madrid nicht ohne riesige Finanzhilfen aus dem Rettungsschirm verkraften.
- Auch Deutsche abgestuft: Moody’s verteilte am Mittwoch nicht nur an österreichische, sondern auch an deutsche Geldinstitute schlechtere Noten, abgestuft wurde unter anderem die Commerzbank.
- Ruf nach Bankenunion: Als Ausweg plädiert EU-Kommissionspräsident Barroso für eine Bankenunion, inklusive gemeinsamer Einlagensicherung und eines von allen gespeisten Krisenfonds. Ginge etwa eine spanische Bank pleite, müssten alle EU-Banken mitzahlen.